Die Vermutung gab es schon länger, jetzt folgt die Bestätigung: Bei Menschen mit Übergewicht besteht ein höheres Risiko, dass es einen schweren Krankheitsverlauf des Coronavirus gibt. Menschen mit Übergewicht benötigen demnach eher eine Behandlung auf der Intensivstation. Das Universitätsklinikum Groningen (UMCG) hat die Zusammenhänge jetzt näher erforscht. Die Ergebnisse scheinen eindeutig und Peter van der Voort, Leiter der Intensivstation des UMCG, hat auch eine Erklärung dafür.

Das Coronavirus dringt in Zellen ein, indem es sich an so genannte ACE2-Rezeptoren bindet. Diese befinden sich an den Zellen im Lungenbereich, aber vor allem auch an Fettzellen. Die einfache, aber verhängnisvolle Formel lautet daher nach Ansicht der Wissenschaftler: Je mehr Fettgewebe, desto mehr Viren können in den Körper gelangen.

Zahlen aus dem Groninger Klinikum belegen diese Thesen. Etwa 90 Prozent der Coronavirus-Patienten, die auf der Intensivstation behandelt werden müssen, seien übergewichtig. Dabei gehe es nicht nur um Patienten mit massiver Fettleibigkeit. Die Patienten auf der Intensivstation haben oft einen Body-Mass-Index (BMI) zwischen 25 und 30. Das entspricht eher einem leichten bis „normalen“ Übergewicht. Erst ab einem BMI ab 31 aufwärts lautet die Diagnose „Adipositas“ (Fettleibigkeit). 26 der der aktuell 29 Intensivpatienten im Universitätsklinikum Groningen weisen einen BMI von über 25 auf. Die Zahlen entsprechen auch den Werten aus Krankenhäusern in Italien und China.

Peter van der Voort rät trotz der neuen Erkenntnisse aber davon ab, jetzt eine strenge Diät zu starten: „Es macht keinen Sinn, jetzt zu hungern und rapide Gewicht zu verlieren. Das kann sogar den gegenteiligen Effekt haben. Eine strenge Diät kann die Widerstandsfähigkeit des Körpers stark beeinträchtigen.“