Die Zahl der Coronavirus-Infektionen hat in den Niederlanden vergangene Woche deutlich zugenommen (wir berichteten). Deshalb wird wieder über eine Maskenpflicht diskutiert. Bisher können Kunden in den Niederlanden zum Beispiel in Supermärkten ohne Mundschutz einkaufen gehen. Es deutet vieles darauf hin, dass es trotz der verschlechterten Corona-Situation dabei bleiben wird…

Aktuell ist das Tragen eines Mundschutzes in den Niederlanden nur in öffentlichen Verkehrsmitteln vorgeschrieben, da die Einhaltung eines Abstands von 1,5 Metern in Zügen, Bussen und U-Bahnen nicht zu gewährleisten ist. In niederländischen Gaststätten, in Geschäften und in öffentlichen Gebäuden ist das Tragen einer Maske keine Pflicht – anders als in vielen anderen europäischen Ländern. In Niedersachsen gilt bekanntlich seit 27. April die Maskenpflicht.

Rotterdams Bürgermeister Ahmed Aboutaleb plädierte am Mittwochabend in einer niederländischen TV-Sendung für das Tragen von Masken – zumal seiner Ansicht nach die Abstandsregel von vielen Menschen nicht mehr eingehalten werde. Aboutaleb ist nicht allein: Viele Ärzte und Experten sprechen sich für die Einführung einer Mundschutzpflicht aus. Laut einer Studie der Universität Utrecht kann das Coronavirus in den westlichen Ländern sogar nahezu bezwungen werden, wenn sich jeder regelmäßig die Hände wäscht, einen Abstand von 1,5 Metern einhält und eine Mund-Nasen-Bedeckung trägt.

Der niederländische Justizminister Ferd Grapperhaus betonte im Rahmen einer Pressekonferenz, dass jeder Bürger eine Verantwortung habe. Dazu müssten sich viele Menschen aber besser an die „Corona-Grundregeln“ halten sollten, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Zu diesen Grundregeln gehören häufiges Händewaschen, sich bei Symptomen testen zu lassen, möglichst viel von zu Hause zu arbeiten und einen Abstand von 1,5 Metern einzuhalten. Insbesondere die Abstandsregel hält der Minister für wichtig und will weiterhin keine Zugeständnisse machen.

Die Frage, ob es notwendig sei, eine Mundschutzpflicht einzuführen, weil die Menschen weniger Abstand halten, verneinte der Minister jedoch. Grapperhaus betonte, dass laut des Gesundheitsinstituts RIVM eine Maske nicht unbedingt getragen werden müsse, um das Virus weiter einzudämmen. In den vergangenen Monaten habe sich gezeigt, dass das Coronavirus durch die Einhaltung der bestehenden Regeln in den Niederlanden ausreichend eingedämmt werden konnte, so Grapperhaus.

Der Vorsitzende des niederländischen Sicherheitsrates, Hubert Bruls, ging am Donnerstag noch weiter. Bruls hält es für unklug, kurzfristig eine Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden einzuführen. Laut Bruls bestehe durch die Einführung einer Mundschutzpflicht die Gefahr, dass die Menschen den 1,5-Meter-Abstand nicht mehr konsequent einhalten. Ministerpräsident Mark Rutte hatte zu Beginn der Corona-Krise ähnlich argumentiert. Darüber hinaus befürchtet Rutte, dass Menschen, die die Masken falsch einsetzen, das Risiko einer Verbreitung des Virus eher erhöhen.