Für etwa 150 Millionen Euro wurde im Jahr 2015 eine Superyacht von einer friesischen Werft an den ukrainischen Oligarchen Wiktor Medwedtschuk geliefert. Pikant: Das Geld, mit dem das Schiff gekauft wurde, stammt vermutlich aus korrupten Geschäften. Das belegen aktuelle Infos von „Pointer“, einer niederländischen Rechercheplattform. Das bringt nun auch die Werft in Bedrängnis. Darüber hinaus haben Kanada, Australien und die USA wegen seiner fragwürdigen Rolle im Ukraine-Konflikt Sanktionen gegen Medwedtschuk verhängt. Das könnte zu weiteren Problemen für die Friesen führen…
Verantwortlich für den Schiffsbau und Verkauf ist „Feadship“, ein Konsortium mehrerer niederländischer Yachtwerften, darunter Royal de Vries B.V. und Royal Van Lent. Dazu gehört auch eine Schiffswerft im friesischen Makkum – und dort wurde die Superyacht „Royal Romance“ für Medwedtschuk gebaut.
Für den Bau der Yacht wurden auch amerikanische Bauteile verwendet. Laut Anwalt Paul Verloop, Experte für Sanktionsrecht, drohe für die 1.800 Mitarbeiter von „Feadship“ deshalb sogar Haft, wenn sie in die USA reisen: „Die amerikanische Regierung verfolgt auch außerhalb der USA, ob Sanktionen eingehalten werden. Bei Zuwiderhandlung kann das Folgen haben – auch für jeden einzelnen Mitarbeiter.“
Nach dem neuen Anti-Korruptionsgesetzes in der Ukraine müssen auch Oligarchen ihre Einkünfte offenlegen. Medwedtschuk meldete der ukrainischen Regierung ein Jahreseinkommen von rund 2,5 Millionen Dollar. Seine Familie würde insgesamt 11 Millionen im Jahr verdienen.
Trotz dieser hohen Summen ist es schwer vorstellbar, dass damit ein 150-Millionen-Euro-Schiff finanziert werden kann.
Auffällig: Medwedtschuks Name taucht in zahlreichen vermeintlichen Korruptionsfällen auf – ausgerechnet kurz vor dem Schiffskauf in Friesland. So war der Putin-Freund in den Verkauf eines ukrainischen Energiekonglomerats verwickelt, bei dem viel Geld verschwunden sein soll.
„Feadship“ gerät auch unter Druck, weil der Verkauf des teuren Schiffes nicht an die FIU gemeldet wurde. Die „Financial Intelligence Unit“ (FIU) analysiert als Zentralstelle für Finanztransaktionen Verdachtsmeldungen nach dem Geldwäschegesetz.
Die rechtliche Lage dazu ist undeutlich. Das Unternehmen war vermutlich nicht zu einer Meldung verpflichtet. Allerdings „hätten die Alarmglocken läuten sollen“, sind sich auch die Redakteure von „Pointer“ einig. Denn vieles deutete bereits beim Verkauf darauf hin, dass das Schiff an Medwedtschuk geliefert wird – auch, wenn Superyachten meistens im Namen von Firmen gekauft werden, um die Anonymität ihres Besitzers zu wahren. Im Fall von Medwedtschuk war es die „Fregata Marine Ltd.“, deren Spur sich auf den Marshallinseln verliert. Die Marshallinseln gelten als Steuerparadies, in dem relativ unkompliziert Unternehmen gegründet werden können, ohne den tatsächlichen Eigentümer zu benennen.