Wer ist Rosa Lazarus? Dieser Frage geht das niederländisch-deutsches Projekt „Rosa – eine unsichtbare Frau“ auf den Grund. Im Rahmen des Projekts entstanden unter anderem ein Dokumentarfilm und eine Ausstellung. Der Film wird ab Oktober zu sehen sein. Rosa Lazarus wurde 1893 in Stapelmoor (Landkreis Leer) als Kind jüdischer Eltern geboren. Ihre Lebensgeschichte bietet einen bewegenden Einblick in Flucht und Migration während der Nazi-Zeit, die sie in ihrem Versteck in Groningen überlebte.

Zahlreiche Jüdinnen und Juden aus Nordwestdeutschland waren – wie Rosa Lazarus – während der 1930er Jahre in die Niederlande geflüchtet. Dort suchten sie Schutz vor der Verfolgung durch die Nazis.
Über Kontakte ihrer Verwandten gelang Lazarus, die inzwischen in Oldenburg lebte, die Flucht zu Binne Roorda nach Groningen. Er war im Widerstand aktiv und nahm zwischen 1942 und 1945 acht Jüdinnen und Juden in seinem Haus auf, die so dem Holocaust entgingen. Während Rosa Lazarus dank dieser mutigen Aktion überlebte, fiel Binne Roorda kurz vor Kriegsende dem Nazi-Terror zum Opfer.

„Das Ziel dieses Projekts ist es, die bewegte Geschichte der Rosa Lazarus detailliert aufzuarbeiten und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Lebensweg von Rosa Lazarus steht für ein Kapitel in der Geschichte des Raums Oldenburg-Ostfriesland-Groningen, das in der lokalen Geschichtsschreibung bisher vernachlässigt wurde. So bieten sich neue Perspektiven für eine grenzübergreifende europäische Erinnerungskultur“, sagt Filmemacher Farschid Ali Zahedi.

Die Koordination und Leitung des Projektes unterliegt dem gemeinnützigen Oldenburger Verein Werkstattfilm.
„Wir sind seit über 20 Jahren auf dem Gebiet der regionalen Film- und Medienarbeit sowie der Mediengeschichte tätig. In dieser Zeit wurden zahlreiche gesellschaftlich relevante Themen mit Hilfe visueller Medien aufgearbeitet. Ergebnisse dieser Arbeit sind eine Vielzahl Dokumentarfilme, Ausstellungen und Publikationen. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Aufarbeitung der lokalen Geschichte des Nationalsozialismus“, so Zahedi.  „Als niederländische Kooperationspartner unseres zweisprachigen Projekts konnten wir die Jüdische Gemeinde Groningen gewinnen, ebenfalls arbeiten wir eng zusammen mit einem Team um die niederländische Autorin Ytje Stevens-Roorda, die zur Geschichte ihres Großvaters Binne Roorda recherchiert.“
Neben dem Dokumentarfilm entsteht eine (Online-)Ausstellung sowie ein pädagogisches Vermittlungskonzept. „Wir möchten Lehrerinnen und Lehrer besonders dazu einladen, sich bei Interesse an einer Kooperation an uns zu wenden“, so die Projekt-Organisatoren.

Sowohl die Ausstellung als auch das Vermittlungskonzept sollen zum Projektabschluss in Oldenburg und Groningen präsentiert werden.

Für den Dokumentarfilm stehen inzwischen die ersten Vorführungstermine fest (siehe Abbildung unten mit allen Terminen).
Der Startschuss für die Ausstellung fällt am 25. Oktober in Oldenburg.
Weitere Film- und Ausstellungstermine (u.a. in Leer) sind in Planung. Auch Gruppenvorführungen für Schulklassen oder Bildungseinrichtungen sind möglich.
Wegen der Corona-Pandemie ist für alle Veranstaltungen eine Voranmeldung unter info@werkstattfilm.de oder 0441-12180 erforderlich.

Ermöglicht wird die Organisation des Projektes durch die Unterstützung aus dem INTERREG-Projekt „Net(z)werk+“ der Ems Dollart Region (EDR).
Das Projekt wird im Rahmen des INTERREG V A-Programms Deutschland-Nederland mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und von den Provinzen Drenthe, Fryslân und Groningen sowie vom Niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung kofinanziert.