Die niederländische Regierung reagiert mit strengen Maßnahmen auf die explodierenden Corona-Infektionszahlen der vergangenen Wochen. Das Land geht in einen „Teil-Lockdown“, wie Ministerpräsiden Mark Rutte die Vorgehensweise beschreibt. Restaurants und Gaststätten müssen schließen. Dazu gilt jetzt eine Maskenpflicht, die derzeit noch rechtlich untermauert wird. Veranstaltungen sind untersagt. Mannschaftssport wie Amateurfußball darf in den kommenden Wochen nicht stattfinden. Hier gibt es einen Überblick über alle neuen Maßnahmen.

Rund 7,3 Millionen Niederländer verfolgten die Pressekonferenz am Dienstagabend Im Fernsehen. Ministerpräsident Mark Rutte und Gesundheitsminister Hugo de Jonge erläuterten die ausgeweiteten Vorgaben für die Bevölkerung.

Die strengeren Maßnahmen treten am Mittwochabend um 22 Uhr in Kraft und gelten für mindestens vier Wochen. In zwei Wochen soll es eine Zwischenbilanz geben. Sind die Infektionszahlen bis dahin nicht gesunken, droht den Niederlanden ein vollständiger „Lockdown“.

Diese neuen Maßnahmen gelten ab Mittwochabend:

1. Die Gastronomie wird komplett geschlossen (Ausnahme: Hotels). Geschäfte dürfen nach 20 Uhr keinen Alkohol mehr verkaufen. Die Bürger dürfen ab 20 Uhr auch keinen Alkohol bei sich haben oder im öffentlichen Raum konsumieren.
2. Maximal 30 Personen dürfen sich drinnen in öffentlichen Räumen (mit Abstand) zusammen aufhalten. Maximal vier Personen aus unterschiedlichen Haushalten dürfen gemeinsam unterwegs sein. Im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung dürfen maximal drei Personen pro Tag empfangen werden.
3. Mannschaftssport (z.B. Fußball) ist im Amateurbereich verboten. Vier Personen dürfen aber (mit Abstand von 1,5 Metern) gemeinsam Sport treiben (z.B. Laufgruppen). Der Profifußball läuft weiter, alle Spiele finden aber ohne Zuschauer statt.
4. Alle Veranstaltungen (Konzerte etc.) sind verboten. Kinos, Theater und Lebensmittelmärkte bleiben jedoch weiterhin geöffnet.
5. Lange Öffnungszeiten sind verboten. Alle Geschäfte müssen um spätesten 20 Uhr schließen. Supermärkte dürfen länger geöffnet bleiben. Geschäften, die die Hygienevorschriften nicht konsequent umsetzen, droht die Schließung.
6. Die Bürger sollen unbedingt von zu Hause aus arbeiten (Ausnahme: Berufe, in denen das absolut nicht möglich ist). Laut Ministerpräsident Mark Rutte wurde diese Vorgabe bisher nicht gut genug befolgt. Die Regierung ist in Gesprächen mit Arbeitgebern und Gewerkschaften, um sicherzustellen, dass diese Maßnahme besser beachtet wird.
7. Bürger, die in Urlaub fahren wollen, sollen auf keinen Fall in ein Land fahren, das in den Niederlanden den Status eines Gefährdungs- oder Risikogebiets hat. Menschen, die innerhalb der Niederlande Urlaub machen, werden gebeten, den Urlaub möglichst an einem Ort zu verbringen (also Rundreisen und unnötige Aufenthalte vermeiden).
8. In öffentlichen Räumen (dazu gehören auch Geschäfte und Supermärkte) gilt die Maskenpflicht. Auch in Schulen muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden (mit Ausnahme der Grundschulen).
Die Regierung erarbeitet derzeit eine rechtliche Grundlage, um das Tragen der Masken verpflichtend zu machen. Bisher fehlte diese Möglichkeit im Gesetz. Bis dahin gilt eine „dringende Empfehlung“ der Regierung zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes.

Risikoregionen-Fahrplan
Rutte und de Jonge präsentierten auch einen Risikoregionen-Fahrplan (hier herunterladen). Auf dieser Grundlage soll in der Zukunft entschieden werden, ob Maßnahmen gelockert oder verschärft werden. Die Regionen wurden inzwischen in vier Risikostufen eingeordnet. Die geringste Risikostufe lautet „Wachsamkeit geboten“ (waakzaam). Die Stufen steigern sich weiter von „besorgniserregend“ (zorgelijk) über „gravierende Probleme“ (ernstig) bis hin zu „sehr gravierende Probleme“ (zeer ernstig). Die Provinzen in unserer Region (Groningen, Drenthe und Friesland) wurde alle in der zweithöchsten Kategorie „gravierende Probleme“ (ernstig) eingestuft.