Ein Impfstoff gegen das Coronavirus ist in greifbarer Nähe. Das ist die Meldung der Woche. Entwickelt wurde das Vakzin vom deutschen Unternehmen Biontech aus Mainz. Eine federführende Rolle in der Entwicklung spielt dabei eine Frau, die aus unserer Region stammt: Dr. Özlem Türeci wurde in Lastrup (Landkreis Cloppenburg) geboren. Gemeinsam mit ihrem Mann Prof. Dr. Ugur Sahin gründete sie Biontech und entwickelte nun den so genannten mRNA-Impfstoff BNT162b2, der schon bald zum Einsatz kommen soll.

Als Kind schon Operationen angeschaut
Özlem Türeci war schon als Kind sehr interessiert an medizinischen Themen. „Ich wollte helfen“, sagte die 53-Jährige in einem Interview mit dem Magazin „Impulse“. So war der Weg in die Forschung vorgezeichnet. Bereits in jungen Jahren soll sie ihrem Vater bei Blinddarm-Operationen zugeschaut haben. Er war aus Istanbul nach Deutschland gekommen und arbeitete als Chirurg am damaligen Krankenhaus „St. Elisabeth-Stift“ in Lastrup. Nach ihrem Medizin-Studium an der Universität des Saarlandes in Homburg widmete sie sich der Forschung nach Antikörpern gegen den Krebs. Im Bereich der Krebsimmuntherapie gilt sie als Pionierin. Eines war ihr immer wichtig: Innovative medizinische Entdeckungen müssen auch schnell bei den Patienten landen. In den Zeiten der Krebsforschung musste sie jedoch beobachten, „dass die Wissenschaft nicht immer am Patientenbett ankommt“, wie sie betonte.

Biontech ist 18,4 Milliarden Euro wert
Im Jahr 2008 gründeten Dr. Özlem Türeci und ihr Mann Prof. Dr. Ugur Sahin das Unternehmen Biontech, bei dem eigentlich ebenfalls die Krebsforschung im Fokus steht. Türeci ist seit 2018 medizinische Geschäftsführerin von Biontech, Ugur Sahin ist Vorstandsvorsitzender. In der Firmenzentrale in Mainz arbeiten 500 Fachkräften. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 1.300 Mitarbeiter in 60 Ländern.
Der Wert an der Börse beträgt 18,4 Milliarden Euro. Die bahnbrechenden Entdeckungen beim Corona-Impfstoff dürften zur weiteren Wertsteigerung beitragen. Die Adresse des Unternehmens in Mainz könnte nicht passender sein: „An der Goldgrube 12“

Tests an Menschen aussichtsreich
Der Impfstoff wird von Biontech in Kooperation mit dem US-Konzern Pfizer bereits in einer „Phase-3-Studie“ geprüft – er wird also bereits an einem ausgewählten Personenkreis (etwa 40.000 Freiwillige) getestet. Damit sollen Wirksamkeit und Unbedenklichkeit sichergestellt werden. Bisher wurde dabei eine so genannte Effektivität von mehr als 90 Prozent erreicht. Das spricht für eine ähnlich hohe Schutzwirkung wie bei Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln, wo 93 bis 99 Prozent der Geimpften eine schützende Immunität erreichen.

Biontech und Pfizer wollen sich um eine baldige Zulassung des Impfstoffes bemühen. Pfizer bestätigte bereits, dass innerhalb relativ kurzer Zeit größere Menge hergestellt werden können. Nach ersten Berechnungen könnte das Unternehmen im Jahr 2021 rund 1,3 Milliarden Dosen des Impfstoffes herstellen.