Zwar ist die Zahl der Corona-Infektionen in den Niederlanden rückläufig, eine deutliche Lockerung der Corona-Maßnahmen ist aber nicht in Sicht. Denn die Gesundheitsbehörden sind weiterhin in Alarmbereitschaft. Die Gastronomie-Betriebe bleiben voraussichtlich bis Januar geschlossen. Und noch ist unklar, wie viele Menschen gemeinsam Weihnachten feiern dürfen. Das gab die Regierung am Dienstagabend bei einer Pressekonferenz bekannt.

Nachdem die Zahl der Corona-Infektionen in den Niederlanden im Oktober ihren absoluten Höchststand erreicht hatte, ist die Zahl der täglichen Neu-Infektionen seit Anfang November stetig zurückgegangen. Ende Oktober lag die Zahl bei etwa 10.000 Neu-Infektionen täglich. Jetzt, fast fünf Wochen nach Verkündung des Teil-Lockdowns, hat sich die Zahl der täglichen Neu-Infektionen bei etwa 5.000 eingependelt. Am Dienstag wurde mit 4.320 Neuinfektionen innerhalb der vergangenen 24 Stunden sogar die niedrigste Zahl von Infektionen seit dem 4. Oktober gemeldet.

Das klingt beim ersten Hören nach guten Nachrichten. Doch der Schein trügt. Die niederländische Gesundheitsbehörde RIVM berichtete am Dienstag, dass die Zahl der infizierten Personen während der zweiten Corona-Welle deutlich langsamer zurückgeht als während der ersten Welle (siehe auch Abbildung unten).

Außerdem fiel der aktuelle Rückgang der Infektionen und der Rückgang der Krankenhauseinweisungen geringer aus als in den Vorwochen. Am Dienstag befanden sich noch 2.146 Corona-Patienten in den niederländischen Kliniken, 576 davon auf den Intensivstationen. Am 3. November, dem vorläufigen Höchststand der zweiten Welle, waren 2.653 Menschen in den Krankenhäusern, davon 609 in Intensiv-Behandlung. Diese Zahlen sind für den niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte Grund genug, weiterhin Disziplin bei der Einhaltung der Corona-Regeln einzufordern: „Wir müssen die Zähne noch eine Weile zusammenbeißen.“

Wie lange „eine Weile“ dauern wird, ist unklar. Rutte und Gesundheitsminister Hugo de Jonge haben auch noch keine Antwort auf die Frage, wie viele Gäste zu Weihnachten im eigenen Haushalt empfangen werden dürfen. Anfang Dezember soll es in dieser Frage Klarheit geben.

Ob die gastronomischen Betriebe dann wieder öffnen dürfen, ist sehr fraglich. Damit es Lockerungen geben kann, müssen alle Regionen in den Niederlanden wieder auf das niedrigste Risikoniveau eingestuft werden. Experten gehen davon aus, dass dies frühestens Mitte Januar der Fall sein könnte. Denn während die Regionen Groningen, Friesland, Drenthe, Limburg-Zuid und Zeeland „nur“ noch in der Sicherheitsstufe „ernst“ eingruppiert sind, befindet sich der Rest der Niederlande immer noch in der höchsten Risikostufe „sehr ernst“.

Aber einige kleinere Lockerungen gibt es dann doch: Zusätzliche Maßnahmen (siehe hier) wie die Schließung von Museen oder Zoos sowie anderer öffentlicher Orte werden aufgehoben. Das betrifft aber ausdrücklich nur diesen Bereich und hat keine Auswirkungen auf Sektoren wie die Gastronomie oder die Veranstaltungsbranche. Hier gibt es eine Übersicht über die Maßnahmen. Neue zusätzliche Maßnahmen seien derzeit nicht notwendig, betont der niederländische Ministerpräsident.

Eine Neuerung gibt es aber doch: Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist ab dem 1. Dezember Pflicht und nicht mehr nur eine „dringende Empfehlung“ wie bisher. Dafür wurden nun die rechtlichen Grundlagen geschaffen. Wer gegen die Maskenpflicht verstößt, muss mit einem Bußgeld von 95 Euro rechnen (wir berichteten hier).

Bild: RIVM