Die neun niedersächsischen Seehäfen verzeichneten im ersten Halbjahr 2020 einen Umschlagsrückgang von 11 Prozent im Seeverkehr. Die Auswirkungen der Corona-Krise spiegelten sich allerdings nicht im Umschlagsergebnis aller Hafenstandorte wider. Papenburg und Oldenburg weisen zum Beispiel eine positive Entwicklung auf. Deutlich werden die Corona-Auswirkungen aber besonders an einer Zahl…

Innerhalb der niedersächsischen Seehafengruppe „Seaports of Niedersachsen GmbH“ mit Brake, Cuxhaven, Emden, Leer, Nordenham, Oldenburg, Papenburg, Stade und Wilhelmshaven sind im ersten Halbjahr 2020 mit rund 24 Millionen Tonnen im Seeverkehr elf Prozent weniger Güter umgeschlagen worden als im Vergleichszeitraum 2019 (27 Millionen Tonnen).

Der Umschlag von Stückgütern belief sich dabei auf rund 2,95 Millionen Tonnen (3,47 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2019), was einem Rückgang von etwa 15 Prozent entspricht. Transporte der On- und Offshore-Energie waren kaum von der Corona-Krise betroffen.
Beim Umschlag von festen Massengütern (zum Beispiel Kohle, Phosphat, Zement oder Getreide) wurde mit einem Volumen von 6,06 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2020 ebenfalls ein Rückgang verbucht (minus 25 Prozent). Hierzu haben insbesondere geringere Mengen an Kohle und Baustoffen beigetragen.

Im Bereich der flüssigen Massengüter wurde ein Zuwachs von drei Prozent verzeichnet (12,3 Millionen Tonnen in 2020 zu 11,97 Millionen Tonnen in 2019). Der Umschlag von Kraftstoffen und Heizölen trug hier zum positiven Ergebnis bei.

Deutlich wird die Corona-Krise aber insbesondere bei einer Zahl: Der Umschlag von neuen Autos über die niedersächsischen Seehäfen liegt mit 557.491 Fahrzeugen rund 39 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres (917.910 Neufahrzeuge im ersten Halbjahr 2019).

Nachfolgend ein detaillierterer Überblick über die Umschlagsergebnisse der einzelnen Standorte in unserer Region:

– Der Seehafen Brake verzeichnete im ersten Halbjahr 2020 mit 2,76 Millionen Tonnen einen Rückgang von 17 Prozent (3,34 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2019). Zurückzuführen ist dies u. a. auf fehlende Getreideimporte. Im Stückgutumschlag wurde mit über 1,10 Millionen Tonnen das Halbjahresergebnis aus 2019 (0,97 Millionen Tonnen) um 14 Prozent übertroffen. Hierzu haben vor allem gestiegene Volumen von Forstprodukten (Holz) beigetragen.

– Der Hafen Emden verzeichnete mit einem Seegüterumschlag von rund 1,76 Millionen Tonnen in der ersten Jahreshälfte einen Mengenrückgang von 23 Prozent (2,29 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2019). Positiv entwickelte sich der Umschlag fester Massengüter, hierbei vor allem von Eisenerzen. Der Neufahrzeugumschlag von 421.807 Fahrzeugen liegt mit 41 Prozent im ersten Halbjahr 2020 unter dem Niveau des Vergleichszeitraums (715.772 Fahrzeuge im ersten Halbjahr 2019).

– Der Hafenstandort Leer hat die Auswirkungen der Corona-Pandemie bislang nur wenig zu spüren bekommen. Im ersten Halbjahr 2020 wurden rund 144.000 Tonnen Güter umgeschlagen (See- und Binnenverkehr kombiniert). Das sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur etwa acht Prozent weniger (156.99 Tonnen Güter im See und Binnenverkehr kombiniert). Der Rückgang ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Baumärkte vorübergehend geschlossen waren und in diesem Zeitraum nicht beliefert werden mussten. Tatsächlich liefen weniger Schiffe als sonst in Leer ein, die mit Marmorkieseln und sonstigen Ziersteinen für Baumärkte beladen waren.

– Der Seehafen Nordenham registriert für das erste Halbjahr 2020 einen Umschlagsrückgang von 16 Prozent auf 1,04 Millionen Tonnen (1,24 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2019). Positiv entwickelte sich der Umschlag im Bereich der Stückgüter, insbesondere der des Eisen-, Stahl- sowie Holzumschlages. In diesem Segment wurden innerhalb der ersten sechs Monate insgesamt 131.318 Tonnen Güter umgeschlagen, im ersten Halbjahr 2019 waren es noch 13.626 Tonnen.

– Der Oldenburger Hafen verzeichnete in der ersten Jahreshälfte ein seewärtiges Umschlagsvolumen von 36.782 Tonnen (34.232 Tonnen im ersten Halbjahr 2019). Im Binnenschiffsverkehr wurden 521.080 Tonnen Güter im ersten Halbjahr 2020 umgeschlagen (502.006 Tonnen im ersten Halbjahr 2019). Insgesamt ergibt sich daher im kombinierten See- und Binnenverkehr ein Volumen von 557.862 Tonnen, was einem Plus von 4 Prozent entspricht (536.238 Tonnen Gesamtumschlag im ersten Halbjahr 2019).

– Papenburg kommt im ersten Halbjahr 2020 mit 415.274 Tonnen im Seegüterverkehr auf einen Zuwachs von 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (385.739 Tonnen im ersten Halbjahr 2019). Der binnenseitige Umschlag im Papenburger Hafen verzeichnet einen Mengenrückgang von 29 Prozent (69.650 Tonnen im ersten Halbjahr 2020 / 98.655 Tonnen im ersten Halbjahr 2019).

– Der Seehafen Wilhelmshaven erzielte mit einem Umschlagsvolumen von 13,72 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr ein Minus von 7 Prozent (14,82 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2019). Zuwächse wurden hier allein bei den flüssigen Massengütern generiert (10,42 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2020 zu 9,92 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2019). Am Containerterminal Wilhelmshaven sind in der ersten Jahreshälfte 222.397 TEU* (359.181 im ersten Halbjahr 2019) umgeschlagen worden.

„Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zeigt sich wieder einmal der große Vorteil einer breit und flexibel aufgestellten Universalhafengruppe, wie es die niedersächsischen Seehäfen sind. Das Gruppen-Umschlagsergebnis hätte noch deutlich negativer ausfallen können“, so André Heim, Geschäftsführer der Hafenmarketinggesellschaft Seaports of Niedersachsen GmbH.

*Twenty-foot Equivalent Unit ist eine international standardisierte Einheit zur Zählung von ISO-Containern verschiedener Größen und zur Beschreibung der Ladekapazität von Schiffen