Die Niederlande und Deutschland befinden sich im Lockdown. Geschäfte, die „nicht lebensnotwendig“ sind, müssen schließen. Dazu gehören auch beliebte Kaufhäuser wie Action und HEMA. Eigentlich. Denn in den Niederlanden öffneten die beiden Läden einfach. Das sorgt nun für Diskussionen. Auch die deutschen Filialen könnten am Donnerstag bereits wieder Kunden empfangen, wie eine Nachfrage von NOORD360 ergibt…

Update (16.12.2020 / 14 Uhr):
Die niederländische Regierung hat beschlossen, dass nur noch Geschäfte öffnen dürfen, die mehr als 70 Prozent ihres Umsatzes mit Lebensmitteln, Drogerie-Artikeln oder Tierfutter generieren. Das bedeutet, dass HEMA und Action in den Niederlanden schließen müssen.

Trotz des seit Dienstag in den Niederlanden geltenden Lockdowns öffneten gestern zahlreiche HEMA-Filialen. Das sorgte für Verwunderung und Diskussionen. Nach den niederländischen Vorgaben darf ein „nicht lebensnotwendiges Geschäft“ weiterhin geöffnet sein, wenn mindestens 30 Prozent des Sortiments aus lebensnotwendigen Produkten bestehen – dabei geht es vor allem um Lebensmitteln. Das Geschäft darf dann jedoch nur diese Produkte verkaufen und nichts anderes.

Heute wurde bestätigt, dass auch die 400 niederländischen Filialen von Action wieder öffnen. Rund 40 Prozent des Sortiments des Discounters bestehen nach eigenen Angaben aus Wasch- und Reinigungsmitteln, Körperpflegeprodukten, Tiernahrung sowie Lebensmitteln. Das Unternehmen plant diesen Schritt auch für die deutschen Filialen, die es in unserer Region u.a. in Leer, Rhauderfehn, Papenburg, Friesoythe und Südbrookmerland gibt. Bereits am Donnerstag soll Action dort wieder öffnen, wie eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber NOORD360 bestätigt. Allerdings gibt es auch hier Einschränkungen: „Wir gehen davon aus, dass wir am Donnerstag bereits wieder für unsere Kunden da sein können. Wie im ersten Lockdown werden aber die Regale mit den Artikeln abgedeckt, die wir nicht verkaufen dürfen.“ Was übrig bleibt, sind die oben genannten „lebensnotwendigen Produkte“. Wer gehofft hatte, noch Weihnachtsdeko bei Action kaufen zu können, wird also enttäuscht.

In den Niederlanden soll sogar digital dafür gesorgt werden, dass nicht doch Produkte verkauft werden, die nicht angeboten werden dürfen: „Nicht lebensnotwendige“ Produkte können an den Kassen gar nicht erst gescannt werden. Ob diese Maßnahme auch in den deutschen Filialen ergriffen wird, konnte die deutsche Action-Sprecherin noch nicht sagen.

Update (Mittwoch, 16.12. / 12 Uhr): Nach neuesten Entwicklungen deutet viel darauf hin, dass Action und HEMA in den Niederlanden wieder schließen müssen. Aus den Reihen mehrerer politischer Parteien gab es viel Protest. So sagte Politikerin Lilian Marijnissen von der linksgerichteten Partei SP: ,,So sieht Kapitalismus in der Corona-Krise also aus. Das ist doch nicht ehrlich. Unsere Schulen, Theater und kleinen Geschäfte müssen schließen, aber die großen Unternehmen machen einfach weiter?“ Sie forderte die Regierung zum Handeln auf. Und genau das scheint das Kabinett zu machen. Derzeit wird internen Infos zufolge noch beraten, auf welcher Basis den Actions und HEMAs untersagt werden kann zu öffnen. Eine Entscheidung wird zeitnah erwartet.

Im Gegenzug hatte es bereits im ersten Lockdown Proteste einiger Einzelhändler gegeben, die darauf hinwiesen, dass es auch Drogerien und Supermärkte gibt, die weiterhin „Non-Food-Produkte“ anbieten. In den Niederlanden wurde dabei oft auf das bekannte Drogerie-Unternehmen „Kruidvat“ verwiesen. Denn dort werden auch Produkte wie Make-up, Kleidung und Spielzeug angeboten. Ladenbesitzer, die schließen müssen, finden das ungerecht. Nach den niederländischen Vorgaben machen die Supermärkte und Drogerien damit nichts falsch: Wenn ein Geschäft hauptsächlich „lebensnotwendige Produkte“ verkauft, darf komplett geöffnet werden.

In Deutschland hatte es im Frühjahr-Lockdown dazu in vielen Bundesländern eine andere Vorgehensweise gegeben. Supermärkte und Drogerien durften für einige Zeit keine Non-Food-Produkte verkaufen. Die Regale mit diesen Artikeln waren dann abgedeckt. Wie im aktuellen Lockdown damit umgegangen wird, steht noch nicht fest, wie eine Nachfrage bei ALDI Nord bestätigt: „Die Regierungen der Bundesländer werden zeitnah ihre Corona-Schutzverordnungen aktualisieren. Sollten sich daraus Änderungen für die Kunden von ALDI Nord ergeben, werden wir umgehend darüber in unseren Märkten und über unsere Kanäle informieren.“