Jährlich werden Hunderttausende Tonnen Gülle aus dem Ausland nach Deutschland importiert – vor allem aus den Niederlanden. Das berichtet die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Die Infos ergaben sich aus einer Anfrage der Grünen an die Bundesregierung. Doch warum gibt es diesen „Gülletourismus“?

Nach Angaben der Bundesregierung wurden im Jahr 2019 fast 455.000 Tonnen sogenannter Wirtschaftsdünger importiert. Die tatsächliche Zahl von importierter Gülle, Gärresten oder Mist liegt noch höher. Denn in der Antwort der Bundesregierung sind nicht alle Bundesländer gelistet. So fehlt beispielsweise Nordrhein-Westfalen.

Gut die Hälfte der importierten Menge ging demnach mit 222.500 Tonnen nach Rheinland-Pfalz. Herkunftsland waren auch hier die Niederlande. Das Landwirtschaftsministerium in Mainz verwies auf NOZ-Nachfrage darauf, dass in Rheinland-Pfalz nur wenige landwirtschaftliche Betriebe mit Tierhaltung vorhanden seien und somit wenig Gülle für den Ackerbau im Land entstehe. Der Bedarf werde unter anderem durch Importe aus den Niederlanden gedeckt.

Doch es gibt auch andere Gründe: Bundesländer mit Nährstoffproblemen und erhöhten Nitratwerten im Grundwasser (dazu gehört auch Niedersachsen) importieren ebenfalls Gülle. So wurden im Jahr 2019 knapp 85.000 Tonnen Wirtschaftsdünger nach Niedersachsen geliefert. Haupt-Herkunftsland war die Niederlande – es gab aber auch Importe aus Belgien und der Schweiz.

Grünen-Agrarpolitiker Friedrich Ostendorff kritisierte die Importe: „Der ausufernde Gülletourismus muss ein Ende finden“, forderte er. Deutschland sollte seine Böden nicht noch zusätzlich mit den Gülle-Überschüssen aus anderen Ländern belasten. Im Februar endete in vielen Regionen Deutschlands die Sperrfrist zum Ausbringen von Dünger auf den Äckern. Die Vorgaben dafür sind in den vergangenen Jahren mehrfach zum Schutz des Grundwassers vor Nitrat verschärft worden.