Auch in den Niederlanden ist es ein Spagat: Ein Teil der Bevölkerung fordert Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Andererseits steigen die Infektionszahlen. Trotzdem kündigte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte nun vier Lockerungen an – zugleich warnte er aber.

Dass sich die Regierung für die Lockerungen entschied, ist durchaus bemerkenswert, da die Corona-Infektionen in den Niederlanden zuletzt wieder zunahmen. In der vergangenen Woche wurden nach Angaben der niederländischen Gesundheitsbehörde RIVM 29.977 Infektionsfälle verzeichnet. In der Woche zuvor waren es „nur“ 25.229. Allerdings wurden in der vergangenen Woche auch wieder deutlich mehr getestet (263.291 Tests gegenüber 190.188). Die Situation in den Krankenhäusern und die Zahl der Todesfälle änderte sich kaum.

Situation im Norden der Niederlande
Auffällig an den RIVM-Zahlen ist zudem, dass in der nördlichen Grenzregion relativ viele Infektionen festgestellt wurden. Zu Beginn der Corona-Krise waren die Infektionszahlen in den nördlichen Niederlanden im Vergleich zum Rest des Landes immer vergleichsweise niedrig geblieben. Die durchschnittliche Inzidenzzahl für die Niederlande liegt derzeit bei 170,8. Die Inzidenzzahlen für zwei Provinzen in unserer Region liegen hingegen deutlich darüber: Provinz Friesland (193,9) und Provinz Groningen (183,3). Lediglich die dritte Provinz aus unserer Region liegt unter dem Landesdurchschnitt: Drenthe weist eine Inzidenzzahl von 161,2 auf.

Rufe nach mehr Flexibilität
Trotz der im Vergleich zu Deutschland hohen Inzidenzzahlen wurden die Rufe nach mehr Flexibilität in den Niederlanden zuletzt immer lauter. Seit Mitte Dezember läuft der verschärfte Lockdown. Die Regierung kommt nun den Forderungen einiger Gruppen nach – aber nicht aller: Gaststätten bleiben zum Beispiel geschlossen und dürfen weiterhin nur Essen zum Abholen oder Bringen anbieten.

Ministerpräsident Mark Rutte ist bewusst, dass mit den aktuellen Lockerungen „zusätzliche Risiken“ eingegangen werden, da der Rückgang der Infektionszahlen seit Anfang Februar stagniere und nun sogar zuzunehmen scheine. Rutte betonte nachdrücklich: „Man kann nur dann zusätzliche Risiken eingehen, wenn sich alle sehr diszipliniert an die Grundregeln halten.“ Die Lockerungen könnten sonst auch schnell wieder zurückgenommen werden.

Keine Kompromisse gab es hingegen bei der abendlichen Ausgangssperre, die seit dem 23. Januar in den Niederladen gilt. Sie wird bis zum 15. März verlängert. Erst damit werde möglich, dass es in anderen Bereichen zu Lockerungen kommen könne.

Eine Übersicht über die vier Lockerungen
1. Die weiterführenden Schulen werden teilweise am 1. März öffnen. Die Schüler*innen gehen dann mindestens einen Tag in der Woche wieder zur Schule. Auch die Schüler*innen der Berufsschulen werden an einem Tag in der Woche wieder zur Schule gehen können. Die Hochschulen und Universitäten bleiben geschlossen. Grundschulen und Kitas waren ohnehin schon geöffnet.
2. Ab dem 3. März dürfen Friseur-Salons wieder öffnen. Auch andere Kontaktberufe (Fußpfleger*innen, Kosmetiker*innen, Fahrlehrer*innen und Masseur*innen) sind wieder möglich. Dies ist an Bedingungen geknüpft: Termine gibt es nur nach Voranmeldung und Kund*innen müssen zu eventuellen Symptomen befragt werden.
Sexarbeiter*innen sind von der Lockerung für Kontaktberufe ausgenommen.
3. Jeder bis zum 27. Lebensjahr darf ab dem 3. März in einer Mannschaft im eigenen Verein Sport treiben. Fitnessstudios bleiben geschlossen.
4. Geschäfte dürfen ab dem 3. März wieder Kunden nach Terminvereinbarung in ihren Läden empfangen. Kund*innen müssen sich aber mindestens vier Stunden im Voraus anmelden. Pro Stockwerk dürfen sich aber nur zwei Kund*innen gleichzeitig im Laden aufhalten.