Bekannte Musiker*innen erwartet man in den großen Metropolen dieser Welt. Umso erstaunlicher ist es, dass mit Andy Dörner von Caliban der Frontmann einer der erfolgreichsten und bekanntesten Metalcore-Bands der Welt mitten in unserer Region wohnt – und zwar in Leer. Wie es dazu kam und warum das neue Album der Band etwas anders ist als die bisherigen, erfahrt Ihr hier.

Längst sind Caliban kein Geheimtipp mehr. Und obwohl sich die Band nun wahrlich nicht im Mainstream bewegt, erreichte ihr letztes Album „Elements“ Platz 6 in den deutschen Charts. Caliban treten vor zehntausenden Menschen bei den großen Festivals in Europa auf.

Der Erfolg ist hart erarbeitet. Seit über 20 Jahren tourt die Metalcore-Band um die Welt. Dass in-zwischen so viele Zuschauer*innen ihre Konzerte besuchen, ist für den Leeraner Andy Dörner manchmal immer noch schwer zu fassen: „Dann stehst du da zum Beispiel bei ‚Rock am Ring‘ auf der Bühne, schaust nach vorne und siehst ein Meer von Menschen. Menschen, so weit das Auge reicht. Einfach überwältigend.“

Derzeit müssen Dörner und seine Band-Kollegen wegen der Corona-Pandemie auf dieses Gefühl verzichten. „Am Anfang hat uns die Pandemie noch nicht so hart getroffen, da wir ohnehin eine kleine Pause einlegen wollten. Aber jetzt werden unsere Ressourcen langsam knapp. Wir wollten schon im vergangenen November wieder auf Tour gehen“, sagte Dörner kürzlich im Gespräch mit der YouTube-Sendung „Studio Bahndamm“.

Immerhin gelang es der Band in der Phase der Lockerungen ein neues Album aufzunehmen, das im Mai erscheint. Auf der EP finden sich sieben frühere Caliban-Songs in neuen Versionen und ein komplett neuer Song. Während es bisher eher die Ausnahme war, dass Caliban nicht englisch singen, sind auf „Zeitgeister“ ausnahmsweise alle Songs auf deutsch. „Die Texte umzuschreiben war schwieriger als man denkt. Man hat ja in der eigenen Sprache viel mehr Möglichkeiten sich auszudrücken“, so Andy Dörner.

Der 42-Jährige wohnt inzwischen seit über zehn Jahren in Ostfriesland. Selbst viele eingefleischte Caliban-Fans können es noch nicht fassen, dass es die Metalcore-Ikone ausgerechnet nach Ostfriesland verschlagen hat. Die Erklärung dafür ist simpel: „Meine Ex-Frau ist nach Ostfriesland gezogen – und ich bin dann hinterhergezogen“, sagt Dörner. Auch eine Trennung änderte nichts daran, dass der charismatische Frontmann in Ostfriesland blieb. Inzwischen wohnt er direkt in Leer: „Ich mag Ostfriesland einfach. Irgendwie habe ich mich von den Großstädten entfremdet. Ich bezeichne mich immer als scheues Reh. Wenn ich in eine große Stadt komme, ist mir das oft zu viel“, erzählt Andy Dörner im „Studio Bahndamm“. Leer sei ist nicht zu groß, aber auch nicht zu klein: „Ich liebe den Hafen und die Menschen sind supernett. Ostfriesland ist ganz klar meine Wahlheimat.“

Gebürtig kommt Andy Dörner aus dem Ruhrpott. „Homebase“ von Caliban ist Hattingen bei Bochum. Die räumliche Entfernung zu seiner Band stellt für den Frontmann kein Problem dar: „Wir machen fast 25 Jahre zusammen Musik. Da ist vieles schon eingespielt und wir müssen uns deshalb nicht mehr täglich sehen. Die Grundgerüste unserer Songs schreibt zumeist unser Gitarrist Marc Görtz. Wir ergänzen das dann. Ich bringe Melodien und Texte ein. Das klappt inzwischen auch online. In der Zeit vor Aufritten, Aufnahmen oder Tourneen treffen wir uns dann und proben intensiv über einen längeren Zeitraum.“

Der Stil der Band mit den hymnischen Refrains hat Caliban inzwischen auch prominente Fans eingebracht. Brian „Head“ Welch von legendären Metalband „Korn“ betonte mehrfach, wie sehr er die Musik von Caliban mag. Zu einem besonderen Aufeinandertreffen kam es, als Caliban in Saarbrücken im Vorprogramm von Korn auftraten. Andy Dörner erinnert sich: „Da hatte ich wirklich einen Fanboy-Moment. Ich habe mir sogar noch Autogramme geholt. Für mich was das wirklich etwas Besonderes, weil ich mit der Musik von Korn aufgewachsen bin.“ Doch es ging noch weiter: Brian Welch nahm mit Caliban tatsächlich gemeinsam einen Song auf. „Wir haben ihn in Saarbrücken einfach gefragt, ob er das machen würde. Er hat direkt zugesagt.“ Das Ergebnis gibt es hier zu hören.