Die aktuelle Torquote von Robert Lewandowski ist in Europa fast unerreichbar. Doch ausgerechnet ein Spieler aus unserer Region ist ihm auf den Fersen. Der „friesische Lewandowski“ heißt Robert Mühren. Betrachtet man diese und die vergangene Saison in allen europäischen Profiligen (1. und 2. Liga), knipste niemand öfter als Robert und Robert – Lewandowski und Mühren. Was es damit auf sich hat, lest Ihr hier.

Robert Mühren ist neben dem Feld eher ein ruhiger Vertreter. Er macht kein Geheimnis daraus, dass er ungerne Interviews gibt. Dabei ist er nach den meisten Spielen besonders gefragt. Mühren schießt nämlich Tore am Fließband in Friesland. Dort spielt er für Cambuur Leeuwarden in der 2. niederländischen Liga (Eerste Divisie). Und auch wenn es sich dabei nicht um eine Topliga Europas handelt, sucht seine Torquote im europäischen Profifußball seinesgleichen. In seinen vergangenen 60 Einsätzen für Cambuur traf er in 60 Ligaspielen 57 Mal – und das in einer Liga, die für ihre physisch starken Defensivreihen berüchtigt ist. „Robert ist wirklich ein Phänomen“, sagt sein Trainer Henk de Jong. Dabei sei er nicht der typische Mittelstürmer, der das ganze Spiel nicht zu sehen ist und dann die Tore macht: „Robert ist viel mehr als derjenige, der nur die Tore macht. Er ist ständig in Bewegung. Er ist bei uns wahrscheinlich der Spieler, der die meisten Meter macht“, so de Jong.

Robert Mühren nimmt den Wirbel um ihn gelassen. „Er mag die ganze Aufregung in der großen Fußballwelt nicht“, sagt Trainer Henk de Jong. „Für mich geht es vor allem darum, dass ich mit meinen Toren zum Aufstieg in die Eredivisie beitragen kann“, betont Mühren. Die Friesen sind Spitzenreiter und haben alle Trümpfe in der Hand. Es wäre ein Happy End, nachdem die vergangene Saison bitter endete: Wegen der Corona-Pandemie wurde die Spielzeit ohne Aufsteiger abgebrochen. Leeuwarden musste trotz großen Vorsprungs in der 2. Liga bleiben (wir berichteten hier).

Nicht nur für Cambuur könnte es die Rückkehr in die höchste niederländische Spielklasse sein, sondern auch für den 31-jährigen Robert Mühren. Denn bereits in seiner Zweitliga-Zeit beim FC Volendam von 2011 bis 2014 zeigte er sich sehr treffsicher. Deshalb wurden größere Vereine auf ihn aufmerksam und er wechselte zum niederländischen Topklub AZ Alkmaar. Auch in der Eredivisie konnte Mühren zunächst überzeugen – dann verlor er aber seinen Stammplatz an einen gewissen Wout Weghorst.
Mühren wechselte zum belgischen Erstligisten SV Zulte Waregem. Dort kam er zwar regelmäßig zum Einsatz, ließ sich aber bereits nach einem halben Jahr wieder in die Niederlande zu Sparta Rotterdam und NAC Breda verleihen, wo ihn Verletzungssorgen jedoch endgültig aus der Bahn warfen.

Erst als Mühren im Sommer 2019 zu Cambuur nach Friesland verliehen wurde, knüpfte er an frühere Glanzzeiten an. Bereits in der ersten Saison in Leeuwarden traf er 26 Mal in 29 Spielen. In der aktuellen Saison erzielte er in 31 Spielen sogar schon 31 Tore – und darf sich als „friesischer Lewandowski“ endgültig in einem Atemzug mit den Top-Torjägern Europas feiern lassen.

Der Aufstieg ist Cambuur Leeuwarden auch dank der Mühren-Tore kaum noch zu nehmen. Doch ob der Stürmer kommende Saison auch in der Eredivisie für die Friesen auf Torejagd gehen wird, ist noch unklar. Zwar endet Mührens Vertrag bei Zulte Waregem und Cambuur könnte ihn nicht nur auf Leihbasis verpflichten. Doch dazu ist eine finanzielle Einigung notwendig und seine erstaunliche Trefferquote hat Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen geweckt. Robert Mühren will sich in der aktuellen Situation aber nicht mit den Spekulationen belasten. „Wir besprechen das in Ruhe nach der Saison“, betonte er schon mehrfach. Für Cambuur-Trainer Henk de Jong ist jedenfalls klar: „Wir wollen ihn unbedingt behalten.“