Es klingt verrückt: Ein Rapper aus Ostfriesland ist die Nummer 1 der deutschen Albumcharts. Doch der Emder Sierra Kidd hat es geschafft. Sein Album NAOSU steht an der Spitze. Es ist die Belohnung für acht Jahre Arbeit. „Mir wurde nichts hinterhergeschmissen“, sagt Kidd. Dabei überwand der Musiker auch persönliche Tiefen mit Drogensucht und Depressionen.

Während die deutsche Rapszene vor allem aus den Metropolen Berlin und Frankfurt dominiert wurde, startete der gebürtige Emder Manuel Marc Jungclaussen seine Karriere 2013 in Ostfriesland. Durch Veröffentlichungen bei YouTube und Facebook wurden auch andere Rapgrößen auf ihn aufmerksam, ehe er von Rapstar und Produzent RAF Camora unter Vertrag genommmen wurde.

2015 gründete Sierra Kidd dann sein eigenes Label „TeamFuckSleep“. Und es ging zunächst weiter steil bergauf. Im September 2015 sprang sein Album FSOD bis auf Platz 8 der deutschen iTunes-Charts. 2017 kündigte er dann plötzlich das Ende seiner Karriere mit dem Studioalbum „Rest In Peace“ an. Es war eine Zäsur – in der Musik und im Leben von Sierra Kidd. Denn wie er kürzlich in der TV-Sendung „Straight Outta“ erzählte, wollte er „die Welt damals brennen sehen“. Seine Angst- und Panikstörungen nahmen schlimmste Ausmaße an. Beinahe hätte er eine Überdosis Drogen nicht überlebt. Doch Sierra Kidd überstand diese schlimme Phase und zog die richtigen Schlüsse daraus: „Als ich das überlebt habe, war für mich klar, dass ich alles ändern werde.“

Seine Erfahrungen verarbeitet er immer wieder in seiner Musik. Seine Fans wissen seine authentischen Texte, die „deepen Lyrics“, zu schätzen.
„In meiner Musik kann ich meine Verletzlichkeit sichtbar machen“, sagt Sierra Kidd und will auch eine empathische Verbindung zu den Hörer*innen schaffen. Mit „Verletzlichkeit“ sind auch seine Depressionen gemeint, aus denen er kein Geheimnis macht.

Statt in einer der großen Metropolen zu wohnen, zieht er das Leben auf dem Land vor und wohnt gerne abgeschieden in Ostfriesland. Aufgewachsen ist der Rapper im Emder Stadtteil Borssum mit sechs Geschwistern in einer Blockwohnung. Trotz aller Erfolge hat er nie vergessen, woher er kommt und wem er den Erfolg zu verdanken hat: „Ich gebe meinen Fans gerne etwas zurück“, sagt der 24-Jährige bescheiden – und zahlt dann in Not geratenen Anhängern schon mal einen Mietrückstand.

Nachdem sein Album TFS im Jahr 2019 schon ein großer Erfolg war und auf Platz 5 der deutschen Albumcharts landete, folgte nun die Krönung seiner bisherigen Karriere. Anfang April erschien sein Album NAOSU, das jetzt direkt auf Platz 1 der Albumcharts einstieg. Ein Riesenerfolg für den Ostfriesen, der sich in den sozialen Medien sichtlich gerührt zeigte und sich an seine Fans richtete: „In den Zeiten, in denen keiner an mich geglaubt hat, habt ihr an mich geglaubt. DANKE!”

Im Video: „Wann hört der Schmerz auf“ ist einer der sehr persönlichen Songs des Nummer-1-Albums NAOSU