Die Krankenhäuser im Norden der Niederlande können die Versorgung von medizinischen Notfällen in den kommenden Wochen nicht mehr gewährleisten. Die Intensivstationen sind mit Corona-Patient*innen ausgelastet. Zahlreiche Operationen wurden bereits verschoben. Es gibt kaum noch freie Intensivbetten.

Peter van der Voort koordiniert die Intensivstationen im Norden der Niederlande. Der Arzt des Groninger Uni-Klinikums (UMCG) betonte jetzt in einer Fernsehsendung von Omrop Fryslân: „Wir befinden uns in einer extrem ernsten Situation. Wir sind gerade noch so in der Lage, die Notfallversorgung sicherzustellen. Aber wir stoßen immer mehr an unsere Grenzen. Eventuell können wir die Notfallversorgung schon in der kommenden Woche nicht mehr in vollem Umfang gewährleisten.“

Im Bereich der geplanten Operationen kommt es ohnehin schon zu Einschränkungen. Im Uni-Klinikum Groningen wurde alle OPs der sogenannten „Klasse 3“ bereits verschoben. „Das bedeutet zum Beispiel, dass geplante Operationen für Menschen mit Speiseröhrenkrebs verschoben werden mussten“, so van der Voort.

Der Arzt hat daher kein Verständnis für die Corona-Lockerungen, die seit der vergangenen Woche in den Niederlanden gelten (wir berichteten hier). „Die Lockerungen kamen zu früh.“ Peter van der Voort kritisierte zudem die niederländische Regierung für ihre Kommunikationspolitik rund um das Thema Corona: „Es wird nicht deutlich, wie gefährlich das Coronavirus immer noch ist.“ Der Groninger ist selbst für die Partei D66 politisch aktiv und gehört der „Eerste Kamer“ (vergleichbar mit dem Bundesrat) an.