Arjen Robben ist seit einigen Wochen wieder fit. Am vergangenen Wochenende wurde er bei der 1:2-Niederlage des FC Groningen gegen Sparta Rotterdam in der 60. Minute eingewechselt. Und obwohl der 37-Jährige verletzungsfrei ist, könnte er ausgerechnet Sonntag beim wichtigen Hondsrugderby gegen den FC Emmen fehlen. Denn im Stadion „De Oude Meerdijk“ in Emmen liegt Kunstrasen. Noch vor einigen Jahren ersetzten viele Klubs in den Niederlanden ihre Rasenfelder durch das künstliche Geläuf. Jetzt gibt es eine Abkehr davon, die sogar von offizieller Stelle gefördert wird.

Arjen Robben betont: „Ich habe wirklich eine starke Abneigung gegen Kunstrasen. Es ist auch nicht nachvollziehbar, dass in der Eredivisie darauf gespielt werden darf. Das geht gar nicht. Zum Fußball gehört echter Rasen. Punkt.“ Gegenüber der niederländischen Tageszeitung AD verriet der frühere Bayern-Profi, dass es vor der Saison mit den Verantwortlichen in Groningen eine Vereinbarung gab: „Wir haben beschlossen, dass ich bei den Spielen auf Kunstrasen nicht zum Einsatz komme.“ Dies sei aufgrund seiner Verletzungshistorie eine Vorsichtsmaßnahme.

So ganz abgehakt hat Robben das Duell beim FC Emmen aber noch nicht. Letztendlich will er seine Entscheidung von der Trainingswoche abhängig machen. Schließlich steht Sonntag viel auf dem Spiel. Groningen möchte sich eine gute Ausgangsposition im Kampf um die Europacup-Plätze sichern, Emmen hofft auf den direkten Klassenerhalt. „Also vielleicht bin ich doch dabei“, sagt der Champions League-Sieger von 2013.

Aktuell spielen in der Eredivisie drei Klubs auf Kunstrasen. Neben dem FC Emmen sind dies Heracles Almelo und Sparta Rotterdam. In der vergangenen Saison wurde sogar noch in sechs niederländischen Erstliga-Stadien auf Kunstrasen gespielt. Doch Venlo, Den Haag und Zwolle wechselten in der Sommerpause zurück auf Naturrasen. Damit beugten sich die Klubs auch dem Widerstand von Spielern, Fans und Funktionären. Bereits 2017 hatten Trainer und Spieler eine Kampagne mit der eindeutigen Forderung „Schluss mit Kunstrasen!“ gestartet. Arjen Robben gehörte schon damals zu den prominenten Gesichtern der Kampagne.

Ihre wichtigsten Argumente: Kunstrasen sorgt für eine wesentliche Veränderung des Spiels. Zudem entstehe eine Wettbewerbsverzerrung, da Teams, die es gewohnt sind, auf Kunstrasen zu spielen, deutliche Vorteile haben. Vor allem aber fürchten die Profis die Verletzungsgefahr durch den Kunstrasen. „Und zur Fußballtradition gehört einfach auch Naturrasen. Wir sind jedenfalls froh, dass wir jetzt bei jedem Spiel wieder den Geruch von echtem Rasen in der Nase haben“, freut sich Mohammed Hamdi, Geschäftsführer von ADO Den Haag.

„Das Experiment mit dem Kunstrasen ist misslungen“, sagt inzwischen auch Mattijs Manders. Er war bis zum vergangenen Jahr Geschäftsführer der Eredivisie CV (vergleichbar mit der DFL in Deutschland). „International hat sich der Kunstrasen im Profifußball ebenfalls nicht durchgesetzt. Bei keinem der großen Turniere und in keiner europäischen Topliga wird auf Kunstrasen gespielt“, so Manders gegenüber der Zeitung AD. „Als die modernen Kunstrasen vor einigen Jahren in vielen niederländischen Stadien verlegt wurden, waren viele Menschen begeistert. Wir dachten, dass Kunstrasen die Zukunft sei. Aber es kam anders.“

In Deutschland gibt es eine Vereinbarung zwischen DFL und DFB, dass Klubs in der 1. und 2. Bundesliga sowie in der 3. Liga nicht auf Kunstrasen spielen dürfen. Erst ab der Regionalliga ist das möglich. In unserer Region machte zum Beispiel der VfL Oldenburg in seiner Regionalliga-Saison 2018/19 von dieser Option Gebrauch. Bereits seit 1980 wird im Hans-Prull-Stadion an der Alexanderstraße auf Kunstrasen gespielt.

In den Niederlanden setzt sich die Abkehr vom Kunstrasen im Profibereich fort. Auch Sparta Rotterdam will ab 2022 wieder auf Naturrasen spielen. In Emmen gibt es ebenfalls schon Überlegungen, den Kunstrasen durch Naturrasen zu ersetzen. Die 2. Liga (Eerste Divisie) in den Niederlanden gilt hingegen als „Kunstrasen-Liga“. Elf der 20 Zweitligisten spielen in dieser Saison noch auf dem künstlichen Untergrund. Doch auch hier ist eine Veränderung in Sicht: Klubs wie Almere City FC oder der FC Dordrecht haben sich schon vom Kunstrasen verabschiedet. Roda Kerkrade wechselt zur kommenden Saison zurück auf Naturrasen. Der FC Volendam plant diesen Schritt für das Jahr 2022.

Eines der Hauptargumente vieler Klubs für einen Kunstrasen war der finanzielle Vorteil. Der Unterhalt des künstlichen Geläufs ist vor allem auf lange Sicht deutlich günstiger als die Pflege eines Rasens. Da der niederländische Fußballverband KNVB jedoch die Rückkehr zum Naturrasen im Profifußball stimulieren will, gibt es seit 2019 eine Förderung für die Vereine. Der Verband zahlt bei einem Austausch des Kunstrasens gegen Naturrasen bis zu 350.000 Euro.

Hintergrund-Info:
Im niederländischen Amateurfußball spielt Kunstrasen hingegen weiterhin eine große Rolle, da die Felder auch im Winter immer bespielbar sind und leicht zu pflegen sind. In den vergangenen zehn Jahren kam es deshalb vor allem aus Ostfriesland zu einer „Kunstrasen-Wanderung“ in die Niederlande. Viele deutsche Amateurklubs nutzten die Gelegenheit, um auf der anderen Seite der Grenze zu spielen und zu trainieren. Hier alle Infos dazu.