Happy Birthday, FC Groningen. Der Eredivisie-Klub feiert heute seinen 50. Geburtstag. Grund genug, um auf ein halbes Jahrzehnt turbulenter Vereinsgeschichte zurückzublicken. Neben vielen Erfolgen und Dramen hat der FC Groningen weltbekannte Spieler hervorgebracht. Die offiziellen Feierlichkeiten fallen hingegen wegen der Corona-Pandemie noch etwas kleiner aus.

Von Mario Rauch und Alfred Been

Virgil van Dijk, Luis Suárez und Arjen Robben. Wer diese Namen hört, denkt nicht zwangsläufig an den FC Groningen. Doch ohne den FC hätte es die Karrieren dieser Weltstars vielleicht nie gegeben. In den fünfzig Jahres seines Bestehens musste der FC Groningen stets finanziell gut haushalten, um über die Runden zu kommen. Daher sind gutes Scouting und eigene Nachwuchsarbeit besonders wichtig. Dieses System hat herausragende Fußballer hervorgebracht. Spieler wie Virgil van Dijk, Luis Suárez oder auch Frankfurts Filip Kostić kamen dank des Scoutings als junge Talente nach Groningen und reiften dort zu gestandenen Profis, die dem FC Groningen hohe Einnahmen aus Ablösesummen bescherten. Dazu kamen Eigengewächse wie Ronald Koeman, Arjen Robben oder Hans Hateboer, der inzwischen bei Atalanta Bergamo spielt und in Beerta nur zehn Minuten entfernt vom ostfriesischen Bunde aufgewachsen ist.

Obwohl der FC Groningen bereits fünfzig Jahre besteht, ist er im Vergleich ein relativ junger Verein. Viele Klubs in Deutschland und in den Niederlanden sind schließlich schon weit über 100 Jahre alt. In den Niederlanden bestehen zum Beispiel Sparta Rotterdam (seit 1888) oder Vitesse Arnhem (1892) deutlich länger.

Dabei gibt es auch in Groningen eine lange Fußballtradition. Vor allem die „Groninger Voetbal en Atletiek Vereniging” (GVAV) schrieb Geschichte. Der Klub schaffte in den 1950er Jahren erstmals den Sprung bis in die Eredivisie. Mitte der 1960er Jahre fiel die Entscheidung, den Verein in einen Profiklub umzuwandeln. Als GVAV 1971 erneut in die Eredivisie aufstieg, wurde die Fußballabteilung ausgegliedert und in FC Groningen umbenannt. Es war die Geburtsstunde und der Grund, warum heute das 50-jährige Bestehen des FC Groningen gefeiert wird. Der FC Groningen sollte als Repräsentant der gesamten Stadt fungieren. Die Vereinsfarben wurden geändert. Statt in blau-weiß-rot spielte der FC fortan in grün-weiß. Der Ursprungsverein GVAV besteht übrigens weiterhin – und Fußball wird dort auch gespielt. Aktuell ist der Klub in der „2e klasse“ (vergleichbar mit der Bezirksliga) aktiv.

Dem FC Groningen gelang es in den 1970er Jahren allerdings nicht auf Anhieb, sich in der Eredivisie zu etablieren. 1974 stieg Groningen ab. Erst 1980 gelang die Rückkehr in die höchste niederländische Spielklasse.

Europa-Jahre mit Sensationen
In den Folgejahren erlebte der FC Groningen einen Aufschwung, der die Grün-Weißen regelmäßig in das obere Tabellendrittel führte. Groningen schaffte sogar den Sprung in das europäische Geschäft. Im UEFA-Cup kam es zu Duellen, die bis heute unvergessen sind. In der Saison 1983/84 traf Groningen auf Atlético Madrid. Das Hinspiel in der spanischen Metropole ging mit 1:2 verloren. Im Rückspiel in Groningen erlebten die Zuschauer dann eines der großartigsten Spiele der Vereinsgeschichte. Der FC gewann durch Tore der Klub-Ikonen Ron Jans, Erwin Koeman und Jan van Dijk mit 3:0 gegen den großen Favoriten (siehe Video unten).

In der zweiten Runde kam es damals zum nächsten Duell gegen einen großen Klub. Und wieder roch es nach einer Sensation. Groningen konnte im heimischen Oosterpark-Stadion Inter Mailand mit 2:0 besiegen. Das Rückspiel in Italien ging allerdings mit 1:5 verloren. Trotzdem: Die couragierten Auftritte des Außenseiters hatten Fußballfans in ganz Europa auf den FC Groningen aufmerksam gemacht. Regelmäßig war Groningen jetzt im UEFA-Cup dabei – und schaffte in der Saison 1988/89 erneut das Kunststück, Atlético Madrid aus dem Wettbewerb zu werfen. Im Achtelfinale unterlag der FC dann dem VfB Stuttgart mit 1:3 und 0:2.

Beste Platzierung
In der Saison 1990/1991 erreichte der FC Groningen mit dem dritten Platz seine bisher beste Platzierung in der Eredivisie. Lange Zeit durfte Groningen damals sogar auf die Meisterschaft hoffen. Doch fünf Niederlagen aus den letzten zehn Saisonspielen ließen den Traum platzen. Am Ende lag der FC sieben Punkte hinter Meister PSV.

Den Umbruch der erfolgreichen Mannschaft war danach schwierig. Das Team konnte nicht mehr an die großen Erfolge anknüpfen. Die Entwicklung führte im Jahr 1998 zum erneuten Abstieg. Immerhin gelang bereits nach zwei Jahren der Wiederaufstieg, nach dem Groningen Jahr für Jahr um den Klassenerhalt kämpfte – bis zur Saison 2005/06. Völlig überraschend schaffte der Klub die Qualifikation für den UEFA-Cup. Sehr knapp wurde sogar der Sprung in die Champions League verpasst. Neben dem sportlichen Erfolg prägte der Umzug aus dem altehrwürdigen Oosterpark-Stadion in das neue Stadion Euroborg die Saison.

Vielen Fans fiel der Abschied vom legendären Oosterpark-Stadion schwer. Nicht nur, weil der FC Groningen dort große Erfolge feierte, sondern weil das Stadion etwas verkörperte, das im „modernen Fußball“ immer seltener zu finden ist: Echte Fußballatmosphäre. Dazu kam, dass das Stadion nach englischem Vorbild mitten in einem Wohngebiet lag und alleine schon deshalb für eine ganz besondere Ausstrahlung sorgte. Doch der Bau des neuen Stadions war für den FC Groningen unausweichlich, denn der Klub brauchte dringend Gelder aus neuen Vermarktungsmöglichkeiten. Und so prägen große VIP-Logen, die sogenannten Skyboxen, das Bild des Stadions Euroborg, das inzwischen den sperrigen Sponsorennamen „Hitachi Capital Mobility Stadion“ trägt.

Doch gute Leistungen ließen die Fans den Umzug in die etwas steril wirkende neue Arena verschmerzen. 2015 folgte der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Überraschend war der FC Groningen in das Finale des niederländischen Pokals (KNVB-Beker) eingezogen und konnte dort den Vorjahressieger PEC Zwolle mit 2:0 durch Albert Rusnák bezwingen (siehe Video unten).

Es war der letzte große Höhepunkt der Klub-Historie. Seitdem konnte Groningen zwar respektable Platzierungen verbuchen – aber glänzte nicht immer durch eine spektakuläre Spielweise. Aus Sicht vieler Fans ist das ein Mitgrund, warum immer weniger Publikum in das Stadion kommt. In der Saison 2011/12 war das Stadion mit durchschnittlich 22.032 Zuschauer*innen fast immer ausverkauft. In der Spielzeit 2018/19 kamen im Schnitt nur noch 18.157 Besucher*innen pro Spiel.

Mit der Marketing-Kampagne „Samen naar de Grote Markt“ (Gemeinsam zum Großen Markt) soll sich das wieder ändern. Auf dem Großen Markt in Groningen werden traditionell mit zehntausenden Fans die Erfolge des Klubs gefeiert. An die rauschenden Feste mit Europacup-Triumphen, Liga-Erfolgen und Pokalsieg würden die Groninger liebend gerne anknüpfen.

Der 50. Klubgeburtstag kann hingegen wegen der Corona-Pandemie nicht ausschweifend gefeiert werden. Aber einen feierlichen Programmpunkt mit prominenter Beteiligung gibt es dann doch: Am Stadion wurde eine Statue für die Groninger Vereinslegende Martin Koeman errichtet, der im Jahr 2013 im Alter von 75 Jahren verstarb. Die Statue wird am Mittwoch von Barcelona-Trainer Ronald Koeman und seinem Bruder Erwin Koeman enthüllt. Die beiden sind die Söhne von Martin Koeman und spielten selbst auch viele Jahre für den FC Groningen.

Darüber hinaus hat die Fan-Initiative „50 Jahre FC Groningen“ dazu aufgerufen, die Stadt ab heute in grün erstrahlen zu lassen. Möglichst viele Gebäude sollen anlässlich des Geburtstags in den Vereinsfarben geschmückt werden. Diese Aktion wird in den sozialen Medien unter dem Hashtag #FCG50Year dokumentiert. Die ersten Glückwünsche sind bereits zu bewundern. Ein Landwirt war besonders kreativ und mähte „50 Jahre FCG“ in den Rasen eines seiner Felder (siehe Tweet unten).

28. September 1983: FC Groningen – Atlético Madrid 3:0

3. Mai 2015: PEC Zwolle – FC Groningen 0:2 (Pokalsieg)