Die Konzerte sind auch in unserer Region endgültig zurück. Nachdem das Kulturzentrum Zollhaus in Leer vergangene Woche mit dem Auftritt der Rapperin Haiyti den „Neustart Kultur 2021“ gewagt hatte, folgte am Samstag ein ganz besonderer Abend mit Thees Uhlmann und Band in Leer.

Wie schon bei Haiyti wurde im Zollhaus wieder das bewährte Hygienekonzept mit negativen Corona-Tests und Temperaturmessung am Einlass umgesetzt. 100 Gäste durften dabei sein. Folglich war das Konzert innerhalb von wenigen Minuten ausverkauft. Im Zollhaus hatte dann jeder Gast einen eigenen Sitzplatz. Im Sitzen musste keine Maske getragen werden, beim Tanzen hingegen schon. Das trübte die Stimmung aber nicht – obwohl es kein gewöhnliches Konzert von Thees Uhlmann und seiner Band war. Das war auch der Setlist anzumerken. Mit dem Song „Junkies und Scientologen“ gab es einen eher ruhigen Einstieg in den Konzertabend. Das setzte sich auch in den folgenden Liedern fort. Das Publikum hing an den Lippen des gebürtigen Hemmoorers und verfolgte die Titel im Sitzen andächtig, fast schon ehrfürchtig.

„Es war spürbar, dass es ein denkwürdiger Abend ist. Thees Uhlmann noch einmal in einem so intimen Rahmen zu erleben, war etwas ganz Besonderes“, sagt Zollhaus-Organisator Marco Hanneken. Und spätestens als Uhlmann „Die Toten auf dem Rücksitz“ von seinem Solo-Debütalbum anstimmte, riss es das Publikum von den Stühlen. Die Freude über die Konzert-Rückkehr war greifbar. Thees Uhlmann zeigte sich dazu bestens gelaunt und nutzte die Pausen zwischen den Songs wieder für zahlreiche Anekdoten – zum Beispiel die Idee seiner Tochter, nach der Konzertpause ein großes Festival für alle Uhlmann-Fans zu veranstalten. „Finde ich super. Das könnte ‚Monsters of Uhl‘ heißen und das kann vielleicht in Leer stattfinden“, so der 47-jährige Musiker.

Nur einmal wurde Uhlmann die Show gestohlen: Als er darüber philosophierte, dass man als Musiker immer aufpassen müsse, nicht in die „Torfrockigkeit“ abzugleiten, sprang ein Zuschauer auf und grölte einen Torfrock-Song. Uhlmann konterte trocken: „Willkommen in Leer!“
Und nachdem er den Tomte-Klassiker „Schönheit der Chance“ gespielt hatte, gestand der Musiker: „Das ist mir auch noch nicht passiert. Während ich ‚Schönheit der Chance‘ gespielt habe, hatte ich einen Torfrock-Ohrwurm.“
Spontan streute Uhlmann auch noch die Cover-Version des Tote Hosen-Songs „Liebeslied“ ein: „Ich habe jemanden mit Hosen-Shirt vor der Bühne gesehen. Deshalb habe ich gedacht: ‚Ach, komm. Ich spiele es jetzt doch‘…“
Ein Blick auf die Setlist bewies, dass das Lied tatsächlich nicht vorgesehen war.

Das alles fühlte sich so vertraut an, als ob Thees Uhlmann im eigenen Wohnzimmer auftritt. Dazu passte es, dass das Zollhaus nach dem Umbau (Tresen jetzt im hinteren Bereich) noch einmal deutlich an Atmosphäre gewonnen hat.
So gingen die 100 Zuschauer*innen glückselig nach Hause, nachdem Thees Uhlmann das Konzert mit dem ruhigen „Satellit“ beschlossen hatte. Es war der passende Abschluss, um einen denkwürdigen Leeraner Konzertabend noch einmal Revue passieren zu lassen.
Und für Thees Uhlmann war klar: „Ich würde mich jederzeit wieder in Leer verlieben“, wie er es als Textzeile in den Song „Fünf Jahre nicht gesungen“ einbaute.

Hier gibt es alle Infos zum „Neustart Kultur 2021“ im Zollhaus!

Fotos: Mario Rauch