In Ems und Dollart wird ein Versuch unternommen, neuen Lebensraum für die Unterwassernatur zu schaffen. Muscheln und Austern sollen zurückkehren. Dazu werden im Küstenbereich Eemshaven und Delfzijl sogenannte Riffblöcke aus Schlick angelegt, der zuvor bei Baggerungen aus der Ems geholt wurde.

Im Herbst soll das Projekt beginnen. Die Provinz Groningen und der Waddenfonds unterstützen den Versuch mit 240.000 Euro. „In Ems und Dollart sowie im Wattenmeer gibt es immer weniger Muscheln. Das hat auch Folgen für andere Tiere, die darauf als Nahrung oder als Lebensraum angewiesen sind“, heißt es in einer Mitteilung der Provinz Groningen. Schalentiere wie Muscheln und Austern seien auch als sogenannte „Biobuilder“ bekannt. Sie lassen sich als Gruppe an einem Ort nieder und erschaffen somit neue Lebensraum für Unterwassertiere und -pflanzen. Im geplanten Projekt in Ems und Dollart wird dieser Prozess durch eine Basis aus Emsschlick unterstützt, auf dem sich die Muscheln ansiedeln können.
„So können sie ein neues Riff aufbauen, in dem Krebse, Weichtiere und Fische aufwachsen und Schutz suchen können“, hofft die Provinz Groningen.

Verbesserung der Wasserqualität
Und die Verantwortlichen hoffen noch auf einen weiteren Effekt: „Durch die Entnahme von Schlick aus Ems und Dollart und der Verarbeitung zu naturverträglichen Riffblöcken wird das Mündungsgebiet voraussichtlich weniger verunreinigt. Tiere und Pflanzen haben es sonst wegen des schlickreichen, sauerstoffarmen Wassers schwer.“ Da regelmäßig eine große Menge Schlick entfernt und genutzt werde, könne sich die Wasserqualität und Ökologie in Ems und Dollart verbessern.

Die Idee zur Schaffung der Riffblöcke aus Schlick hatte das Ingenieurbüro NETICS. Ob der Versuch klappt und tatsächlich neue Lebensräume in Ems und Dollart entstehen, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Die Forschungsergebnisse werden für das Jahr 2026 erwartet. Die Ergebnisse werden in enger Abstimmung mit dem Projekt „Waddenmozaïek“ analysiert. Das Projekt widmet sich der Erforschung des Meereslebens im Wattenmeer.

Ergänzend zum Projekt mit den Riffblöcken wird es in den Bereichen Delfzijl bis Eemshaven „Verstärkungen“ des Deichvorlands geben. „Der Übergang zwischen Land und Wasser wird mit Wellenbrechern aus Dalben gestaltet. Außerdem werden sogenannte Gezeitentümpeln angelegt“, teilt die Provinz Groningen mit.
In diesen Gezeitentümpeln wird bei Ebbe Wasser zurückgehalten. Das macht sie zu einem natürlichen Lebensraum für Fische, Algen und andere Meeresbewohner.

Das Pilotprojekt mit den Riffblöcken ist Teil des mehrjährigen Programms Ems-Dollart 2050. Die nationalen und regionalen Behörden arbeiten gemeinsam daran, die Natur im Bereich Ems und Dollart zu schützen und wiederherzustellen. Die Reduzierung des Schlickanteils, die Stärkung der natürlichen Lebensräume und die Anpassung des Ems-Dollart-Gebietes an den Klimawandel sind wichtige Ziele im kürzlich verabschiedeten Programmplan „ED2050 2021-2026“ (Download hier).