Auch in diesem Jahr wird die World-Press-Photo-Ausstellung wieder in Oldenburg Station machen. Sie wird vom 19. Februar bis zum 13. März 2022 im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen sein.

Die vergangenen beiden Jahre waren für Pressefotograf*innen schwierig. Viele konnten ihrem Beruf nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen nachgehen. „Wenn man das bedenkt, ist es durchaus erstaunlich, dass sich erneut über 4.300 Fotografinnen und Fotografen mit mehr als 74.000 Aufnahmen am Wettbewerb, um das beste Pressefoto des Jahres beteiligt haben“, sagte Claus Spitzer-Ewersmann im Rahmen eines Pressegesprächs. Der Geschäftsführer der Medienagentur Mediavanti holt die World-Press-Photo-Ausstellung seit 2016 alljährlich nach Oldenburg ins Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Dort wird sie auch vom 19. Februar bis zum 13. März wieder zu Gast sein – „natürlich unter Einhaltung aller geltenden Corona-Regeln“, wie Spitzer-Ewersmann betont.
Corona – dieses Thema ist erwartungsgemäß auf vielen Fotos des aktuellen Jahrgangs präsent. Das beginnt schon beim Siegerbild des Wettbewerbs. Es zeigt die 85-jährige Brasilianerin Rosa Luzia Lunardi, die nach fünfmonatiger Isolation in einem Pflegeheim in Sao Paulo erstmals wieder von einer Krankenschwester umarmt wird, wenn auch durch einen Plastikumhang getrennt. „In den tristen Zeiten der Covid-Pandemie sticht dieses Foto heraus. Es setzt ein Zeichen, dass wir Hoffnung für die Zukunft haben können und haben sollen“, begründete Jurymitglied Pilar Olivares die Wahl. „Für mich ist dies eine Geschichte über Hoffnung und Liebe in den schwierigsten Zeiten“, fügte Fotograf Mads Nissen hinzu. Der in Kopenhagen lebende Preisträger verbrachte mehrere Wochen in Brasilien, um, wie er sagte, „die Tatenlosigkeit von Präsident Bolsonaro und die Hilflosigkeit der Bevölkerung“ zu dokumentieren.
Der 42-jährige Däne ist einer von nur fünf Fotografen, die den seit Mitte der 1950er Jahre ausgetragenen Wettbewerb zweimal gewinnen konnten. Er war bereits 2015 mit einer Aufnahme siegreich, die auf die Lage Homosexueller in Russland aufmerksam machte. „Schon damals durften wir ihn als Gast bei der Eröffnung unserer Ausstellungspremiere begrüßen“, erinnert sich Claus Spitzer-Ewersmann, „und wir freuen uns sehr, dass er auch diesmal wieder nach Oldenburg kommen wird“.
Alle Vorbereitungen sind auf den Start am 19. Februar ausgerichtet. „Wir hoffen, dass wir die beliebte Ausstellung dann wieder zeigen können“, sagte Dr. Anna Heinze, stellvertretende Direktorin des Landesmuseums.

Für alle Fälle gibt es einen Plan B: Die Eröffnung der Ausstellung könnte um drei Wochen verschoben werden. Eines ist allen Beteiligten allerdings klar: Zahlen wie noch 2020, als über 20.000 Interessierte die Museumskasse passierten, bleiben fürs Erste wohl nicht mehr realisierbar.
Eine kleine Erfolgsgeschichte in der großen schreibt die Aktion „schule@museum“. Schülerinnen und Schüler bereiten sich in Arbeitsgruppen darauf vor, Schulklassen durch die Ausstellung zu führen und ihnen deren Besonderheiten zu erläutern. „2022 sind sogar erstmals zwei Schulen dabei“, erläutert Organisationsleiterin Lisa Knoll von Mediavanti: „Zu den Schülerinnen und Schülern der IGS Kreyenbrück kommen dann auch welche von der IGS Flötenteich.“
Zu einer perfekten und von den Besucherinnen und Besuchern geschätzten Ergänzung der „World Press Photo“ haben sich in den vergangenen beiden Jahren die Sonderschauen entwickelt. Zweimal waren in Europa-Premieren Arbeiten afrikanischer Fotografinnen und Fotografen zu sehen, die ihren klischeefreien Blick auf die Geschehnisse vor der eigenen Haustür zeigten. „Jetzt gehen wir noch einen Schritt weiter“, verkündete Lisa Knoll anlässlich des Pressetermins. Auf dem Projekt „Everyday Africa“ baut nämlich die weltweite Bewegung „Everyday Projects“ auf. „Wir können hier in Oldenburg exklusiv 50 Aufnahmen von zwölf Fotografinnen und Fotografen zeigen, die sich für den Everyday Projects Grant, ein einjähriges Fotografie-Stipendium, beworben hatten“, erklärt Knoll. Die Teilnehmenden stammen unter anderem aus Ländern wie dem Sudan, aus Mexiko, Afghanistan und Nigeria.
Ein stabiler Eckpfeiler des Geschehens rund um die Ausstellung bleibt das Rahmenprogramm. „Wir arbeiten gerade an den letzten Details“, sagte Organisator Spitzer-Ewersmann. Fest steht bereits jetzt, dass es neben Workshop- und Filmangeboten wieder die Sonntagsmatineen, eine Podiumsdiskussion und eine Reihe an Vorträgen geben wird. Unter anderem kommt mit Ursula Meissner die wohl renommierteste deutsche Kriegs- und Krisenfotografin nach Oldenburg, um von ihren Erlebnissen unter anderem im Afghanistan zu berichten. Bilder seiner Langzeit-Dokumentation über die Folgen der Sommerflut in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wird der Dortmunder Fotograf Maximilian Mann vorstellen. Falls die Infektionslage keine Präsenzveranstaltungen zulasse, werde man dafür ins Digitale ausweichen, erklärte Spitzer-Ewersmann. „Das ist zwar eine Notlösung, hat aber 2021 gut funktioniert.“
Einmal mehr werden alle Informationen zur Ausstellung und den Rahmenveranstaltungen in einem Programmheft zusammengefasst. Die gedruckte Version wird wieder Mitte Januar erscheinen; auf der Website der Veranstaltung steht die digitale schon einige Tage vorher zum Download bereit.

Foto oben:
Der Münchener Boulding-Profi Georg Filser-Mayerhofer klettert auf einen Holzstapel. Da während der Pandemie die Trainingshallen geschlossen sind, müssen sich die Sportler*innen kreative Trainingsmethoden überlegen.
Fotograf: Adam Pretty