Turbulente Winterwochen für den sc Heerenveen: Nachdem Trainer Johnny Jansen am Montag entlassen wurde, verkündete Publikumsliebling Henk Veerman jetzt seinen sofortigen Abschied aus Friesland. Der ehemalige St. Paulianer wechselt zum Eredivisie-Rivalen FC Utrecht.
Veermans Wechsel dürfte auch im Zusammenhang mit der Verpflichtung von Sydney van Hooijdonk stehen. Das 21-jährige Sturmtalent wechselt auf Leihbasis vom FC Bologna nach Heerenveen. Da die Friesen in den vergangenen Jahren oft nur mit einer Spitze spielten, hätte Veerman die Bank gedroht, zumal mit Amin Sarr von Malmö FF ein weiterer Stürmer auf dem Wunschzettel der Heerenveen-Verantwortlichen steht. Bereits in der Hinrunde war Veerman nicht immer in der Stammelf gesetzt, da er nicht an die Leistungen der Vorsaison und an seine Zeit beim FC St. Pauli anknüpfen konnte. Trotzdem traf der Torjäger auch in dieser Saison immerhin noch siebenmal in 20 Spielen.
Doch nach der durchwachsenen Hinrunde des sc Heerenveen und von Henk Veerman brodelte bereits die Gerüchteküche. Der mehr als zwei Meter große Mittelstürmer wurde mit seinem Heimatverein FC Volendam in Verbindung gebracht.
Stattdessen unterschrieb Veerman jetzt überraschend für zweieinhalb Jahre beim FC Utrecht, der bereits vor einigen Jahren die Fühler nach ihm ausgestreckt hatte.
Damals scheiterte der Transfer an der Ablösesumme. Jetzt einigten sich die Klubs. Utrecht soll zwischen 300.000 und 500.000 Euro nach Friesland überweisen. Die Angaben variieren. Im Jahr 2020 hatte Heerenveen dem Vernehmen nach noch rund zwei Millionen Euro für Veerman an den FC St. Pauli gezahlt. Für den FCSP hatte er in 39 Zweitligaspielen 17 Tore erzielt – darunter auch den sehenswerten Führungstreffer beim 2:0-Derbysieg des FC St. Pauli beim HSV. Erst kürzlich hatte Veerman diesen Moment in einem Zeitungsinterview als schönsten seiner Karriere bezeichnet.
Mit dem Wechsel nach Utrecht geht für Henk Veerman auch eine persönliche Geschichte einher. Fußballer Jan Schilder war Veermans bester Freund. Gemeinsam spielten beide in Volendam. Schilder galt als eingefleischter Fan des FC Utrecht. Als er 2010 verstarb, versprach Henk Veerman den Eltern des Freundes, dass er alles dafür geben werde, in seiner Profikarriere einmal für Utrecht aufzulaufen.

Für den sc Heerenveen ist der Transfer von Henk Verman eine von mehreren personellen Veränderungen im Winter. Johnny Jansen wurde als Trainer entlassen. Eine Entscheidung, die sich die Vereinsverantwortlichen nicht leicht machten, schließlich war Jansen insgesamt 22 Jahre für den Klub aus Friesland tätig – als Spieler, Jugendtrainer, Scout, Co-Trainer und seit 2019 als hauptverantwortlicher Trainer des Profiteams.
Doch der Druck auf Jansen wuchs immer mehr. Medien und Fans beklagten sich über den unansehnlichen Fußball und die stagnierende Entwicklung des Kaders. Die 0:1-Heimniederlage gegen Schlusslicht Zwolle war dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Heerenveen hätte gerne direkt Mitchell van der Gaag verpflichtet. Doch der Co-Trainer von Ajax Amsterdam sagte vorerst ab.
Mit Joey Veerman verließ außerdem das größte Talent des sc Heerenveen den Verein. Vor drei Wochen wechselte der 23-Jährige, der auch in dieser Saison mit überragenden Leistungen auf sich aufmerksam gemacht hatte, für sechs Millionen Euro zur PSV Eindhoven. Joey Veerman ist einer der besten Freunde seines nicht verwandten Namensvetters Henk Veerman.
Aktuell rangiert der sc Heerenveen auf Platz 10 der Eredivisie-Tabelle. Seit vielen Jahren versinkt der Klub im Mittelmaß. Zuletzt gelang den Friesen vor zehn Jahren die Qualifikation für die Europa League. Zuvor war Heerenveen regelmäßig in den europäischen Wettbewerben vertreten – in der Saison 2000/01 sogar in der Champions League. In dieser Spielzeit ist der sc Heerenveen sogar in Friesland (vorerst) nicht mehr die Nummer eins. Erzrivale und Aufsteiger Cambuur Leeuwarden spielt eine überraschend starke Saison und ist bisher Achter der Eredivisie-Tabelle. Daran änderte auch der 2:1-Sieg des sc Heerenveen im Friesland-Derby im Dezember nichts.