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„Finden schon bald Konzerte mit internationalen Topbands wie Coldplay oder Rammstein in unserer Region statt?“ Diese Fragen stellten wir bei NOORD360 im Juni 2020.
Schon damals konnten wir berichten, dass die Organisator*innen der Groninger Trabrennbahn (Stadspark) ambitionierte Pläne haben. Die Konzerte von Green Day und Guns N‘ Roses waren im vergangenen Jahr ein erster Fingerzeig. Jetzt wurde ein Konzert von Rammstein für den 6. Juli 2023 bestätigt. Damit dürfte für die Zukunft endgültig klar sein: Groningen ist inzwischen bestens gerüstet, die bekanntesten Bands der Welt zu empfangen. Rammstein wird nur der Auftakt für weitere große Konzerte sein.

Die Gemeinde Groningen hat viel Geld in die Hand genommen, um das zu ermöglichen. Dem Vernehmen nach sollen dafür etwa 900.000 Euro investiert worden sein, damit bis zu 65.000 Zuschauer*innen die Konzerte auf der Trabrennbahn besuchen können.
Im Wesentlichen ging es um die Verbesserung der Infrastruktur im und um den Groninger Stadspark. Dazu gehört unter anderem die Entwicklung eines Verkehrskonzeptes, mit dem der Ansturm von Gästen bewältigt werden kann.

Festival mit Sting als Initialzündung
Bereits in den 1990er Jahren hatte es Pläne gegeben, die Trabrennbahn als Konzert-Location für Topstars zu etablieren. 1999 spielten die Rolling Stones in Groningen. Ein Jahr später trat Tina Turner auf. Bis zum Jahr 2019 wurde es jedoch still um die Trabrennbahn. Dann ergriff der regionale Veranstalter „Mojo Concerts“ die Initiative und organisierte mit Unterstützung der Gemeinde Groningen und anderen Partnern das Tagesfestival „Stadspark Live“. Unter anderem traten Sting, Anouk und Tom Odell auf. Über 20.000 Zuschauer kamen und machten das Festival zu einem Erfolg.
2020 waren Iggy Pop, The Script und Passenger für das Festival geplant. Doch das Coronavirus machte einen Strich durch die Planungen. Aber immerhin schien die Initiative zur Organisation des Festivals eine Initialzündung für die Trabrennbahn gewesen zu sein.

Kritik: Tradition endet
Die Planungen für die Nutzung der Trabrennbahn liefen nicht ohne Kritik ab. Konsequenzen hat die Planung vor allem für die Pferdesport-Vereiningung „Koninklijke Harddraverij & Renvereniging Groningen“ (KHRV). Ihr Nutzungsvertrag für die Trabrennbahn wurde nicht verlängert. Seit dem 1. Januar 2021 können laut Verwaltung keine Pferderennen oder andere Pferdesportveranstaltungen dort stattfinden. Damit endete eine fast hundertjährige Pferdesport-Tradition. Die KHRV hat hier eine Online-Petition zum Erhalt des Trabrennsports gestartet. Bisher erfolglos.

Läuft Groningen dem Goffertpark in Nijmegen den Rang ab?
Mit den Anwohner*innen des Konzertgeländes haben sich die Organisator*innen geeinigt, dass größere Veranstaltungen im Stadspark maximal an zwölf Tagen im Jahr stattfinden dürfen. Politisch haben die Planungen ohnehin breite Zustimmung. Auch parteiübergreifend überwiegt die Vorfreude auf die Möglichkeiten, welche die Trabrennbahn in Zukunft bietet: „Wir halten pures Gold in den Händen. Die Location ist einzigartig in den Niederlanden. Sie ist zentrumsnahe und ist zudem umgeben vom herrlichen Stadtpark“, so die Abgeordnete Glimina Chakor von der Partei GroenLinks. Sie ist sich sicher, dass die Trabrennbahn als Open-Air-Veranstaltungsort erfolgreich sein wird, zumal es in den Niederlanden mit dem dem Goffertpark in Nijmegen, dem Zuiderpark in Den Haag und dem Pinkpop-Festivalgelände in Limburg nur wenige vergleichbare Möglichkeiten gibt. Insbesondere Nijmegen mit dem Goffertpark könnte ein Vorbild für Groningen sein. Die grenznahe Stadt stand oft auf dem Tourplan bekannter Bands: Rammstein spielten dort noch im Juli. Andere Top-Acts wie Guns N‘ Roses, U2, Coldplay, Bruce Springsteen oder AC/DC sind in der Vergangenheit ebenfalls schon in Nijmegen aufgetreten.
Allerdings sorgte die dortige Verkehrslage öfter für Diskussionen:
Als die Red Hot Chili Peppers im Juni in Nijmegen spielten, kam es zu einem regelrechten „Verkehrsinfarkt“, wie niederländische Medien titelten.
Hier könnte Groningen künftig beim Ringen um die großen Stars im Vorteil sein: Das Konzertgelände im Stadspark scheint mit dem neuen Verkehrskonzept sowohl mit dem Auto als auch mit Bussen und Bahnen besser erreichbar als der Goffertpark.

Auch auf dem Gelände selbst wurde die Infrastruktur verbessert. Für die Groninger Trabrennbahn musste ein neues Sicherheitskonzept entwickelt werden, denn zwischenzeitlich durften nur 30.000 Zuschauer*innen dort Veranstaltungen besuchen. Neue Stromleitungen und Internetverbindungen mussten gelegt werden. Außerdem musste das Feld der Trabrennbahn eingeebnet werden. Darüber hinaus haben sich die Verantwortlichen aber auch den Nachhaltigkeitsgedanken auf die Fahnen geschrieben. Die Trabrennbahn soll der „umweltfreundlichste Veranstaltungsort der Niederlande“ werden. So soll der Diesel-Verbrauch rund um Konzerte deutlich reduziert werden. Denn auch in den vergangenen Jahren wurden bei vielen Festivals und großen Open-Air-Konzerten noch Dieselgeneratoren benutzt, die an einem Tag etwa 40.000 Liter Diesel verbrauchen. Durch ein Elektrizitätskonzept und moderne Stromleitungen soll der Dieselverbrauch bei Konzerten im Stadspark um 75 Prozent verringert werden.