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So schön kann Fußball in der 2. Kreisklasse sein! Im legendären Motodrom Halbemond (Landkreis Aurich) trafen am Sonntag die SG Sengwarden/Fedderwarden und der SV Astederfeld aufeinander. Endstand 2:1. Fast 900 Groundhopper*innen waren vor Ort und konnten endlich das Stadion „abhaken“, in dem nur so selten Fußballspiele stattfanden. Lediglich in der Zeit von 1996 bis 1999 wurden im Motodrom regelmäßig Begegnungen ausgetragen, als die Kreisklassen-Kicker der FFF Berumerfehn dort ihre Heimspiele bestritten. Darüber hinaus war unter anderem auch mal der SC Freiburg zu einem Testspiel in den 1990er Jahren zu Gast.

Lange wurde es still um das Motodrom – jedenfalls, was den Fußball betrifft. Unzählige Motorsport-Rennen fanden hingegen weiterhin im größten Speedway-Stadion Europas statt.
Seinen legendären Ruf in Motorsport-Kreisen erwarb sich das Stadion am 4. September 1983, als Egon Müller in Halbemond als erster (und bisher einziger) Deutscher Speedway-Weltmeister wurde. Wie viele Zuschauer*innen damals dabei waren, ist unklar: Die Angaben variieren von mindestens 35.000 Menschen bis hin zu 45.000 Menschen.

Doch auch für Fußballfans und Groundhopper*innen verlor das Motodrom seine Faszination nicht – zumal alle wussten, dass dort theoretisch Fußballspiele ausgetragen werden.
Im Jahr 2020 wurde aus dem Traum endlich (wieder) Wirklichkeit. Der PSV Braunschweig, mit mehreren Groundhopper*innen in seinen Reihen, organisierte erstmals wieder eine Partie im weiten Rund. Beim Freundschaftsspiel gegen Süderneuland verloren die Braunschweiger mit 1:3. Wegen der strengen Corona-Auflagen durften nur 300 Menschen dem Motodrom-Revival beiwohnen.

Das war für Fußballobmann Björn Först und die anderen Verantwortlichen der SG Sengwarden/Fedderwarden Motivation genug, noch eine Neuauflage zu planen – dieses Mal sogar mit einem Pflichtspiel.
Und so kam es, dass am Sonntag die SG den SV Astederfeld im Motodrom empfing.
Die Groundhopper*innen hatten teils weite Reisen auf sich genommen. Sie waren aus Süddeutschland, Österreich, Belgien und den Niederlanden in die ostfriesische Provinz gereist.
Die Stimmung auf den Tribünen erinnerte an ein Klassentreffen. Viele der Stadionsammler*innen kennen sich schließlich seit langer Zeit von teils gemeinsamen Reisen.

Für die SG Sengwarden/Fedderwarden war es übrigens nicht das erste Mal, dass sie an ein Spiel in einem ganz besonderen Stadion beteiligt war: Im vergangenen Jahr spielten die Wilhelmshavener gegen den PSV Braunschweig auf Helgoland. In diesem Jahr absolvierten sie zwei Partien in Göttinger Stadien, die selten bespielt werden.

„Damit waren unsere Planungen für dieses Jahr eigentlich abgeschlossen. Aber wir wollten zum Auftakt der menschenverachtenden WM in Katar ein Zeichen des Protests setzen – und den Fußballfans eine Alternative bieten“, sagt Björn Först.

Das Motodrom Halbemond wurde bereits 1972 unter dem Namen Waldstadion eröffnet. Zur Weltmeisterschaft im Jahr 1983 bauten die Eigentümer des MC Norden das Stadion auf seine beachtliche Größe aus. Angesichts der vielen Stehplätze wurde in den 1980er Jahren offensichtlich kein genaues Fassungsvermögen festgelegt (was auch erklärt, warum es keine genauen Angaben über die Zuschauer*innen bei der WM 1983 gibt). Inzwischen gibt es jedoch eine offizielle Zahl: 34.000 (30.000 Stehplätze, 4.000 Sitzplätze).