Die Ehemalige Jüdische Schule Leer zeigt in Kooperation mit der „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Ostfriesland“ am morgigen Freitag, 10. September, um 19 Uhr den Dokumentarfilm „Rosa – eine unsichtbare Frau“. Danach wird der Film über die Jüdin aus dem Rheiderland, die in der Nazi-Zeit nach Groningen flüchtete, an weiteren Orten unserer Region zu sehen sein. Die gleichnamige Wanderausstellung ist passend dazu inzwischen wieder nach Leer zurückgekehrt und wird dort noch bis 3. Oktober zu sehen sein.

Wer ist Rosa Lazarus? Dieser Frage geht das niederländisch-deutsches Projekt „Rosa – eine unsichtbare Frau“ auf den Grund. Im Rahmen des Projekts entstanden der Dokumentarfilm und die Ausstellung. Inzwischen feierte der Film in Groningen und Oldenburg seine erfolgreiche Premiere.
Rosa Lazarus wurde 1893 in Stapelmoor (Landkreis Leer) als Kind jüdischer Eltern geboren. Ihre Lebensgeschichte bietet einen bewegenden Einblick in Flucht und Migration während der Nazi-Zeit, die sie in ihrem Versteck in Groningen überlebte.

Einen Überblick über alle Film-Termine mit Aufführungen in Leer, Weener und Stapelmoor finden Sie am Ende des Artikels.

Zahlreiche Jüdinnen und Juden aus Nordwestdeutschland waren – wie Rosa Lazarus – während der 1930er Jahre in die Niederlande geflüchtet. Dort suchten sie Schutz vor der Verfolgung durch die Nazis. Über Kontakte ihrer Verwandten gelang Lazarus, die inzwischen in Oldenburg lebte, die Flucht zu Binne Roorda nach Groningen. Er war im Widerstand aktiv und nahm zwischen 1942 und 1945 acht Jüd*innen in seinem Haus auf, die so dem Holocaust entgingen. Während Rosa Lazarus dank dieser mutigen Aktion überlebte, fiel Binne Roorda kurz vor Kriegsende dem Nazi-Terror zum Opfer.

„Das Ziel dieses Projekts ist es, die bewegte Geschichte der Rosa Lazarus detailliert aufzuarbeiten und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Lebensweg von Rosa Lazarus steht für ein Kapitel in der Geschichte des Raums Oldenburg-Ostfriesland-Groningen, das in der lokalen Geschichtsschreibung bisher vernachlässigt wurde. So bieten sich neue Perspektiven für eine grenzübergreifende europäische Erinnerungskultur“, sagt Filmemacher Farschid Ali Zahedi. Die Koordination und Leitung des Projektes unterliegt dem gemeinnützigen Oldenburger Verein „Werkstattfilm“.

„Als niederländische Kooperationspartner unseres zweisprachigen Projekts konnten wir die Jüdische Gemeinde Groningen gewinnen. Zudem arbeiten wir eng zusammen mit einem Team um die niederländische Autorin Ytje Stevens-Roorda, die zur Geschichte ihres Großvaters Binne Roorda recherchiert“, erläutert Zahedi.‘

Der Film arbeitet mit historischen Dokumente, Fotografien, dem Besucht originaler Schauplätze und Berichten von Zeitzeug*innen das Leben der Rheiderländerin auf. Nach dem Krieg lebte Rosa Lazarus zunächst an unterschiedlichen Orten, bevor sie nach Stapelmoor auf den elterlichen Hof zurückkehrte.

Alle Termine in der Übersicht:
Freitag, 10.09.21, 19 Uhr, Ehemalige Jüdische Schule Leer (Ubbo-Emmius-Straße 12, Leer)
Film und Gespräch mit Farschid Ali Zahedi:
Voranmeldung wegen begrenzter Plätze notwendig: ejs@lkleer.de / Eintritt: kostenfrei

Donnerstag, 16.09.2021, 18 Uhr und 19.30 Uhr, Gemeindehaus „Alte Schule“, Stapelmoor
Film und Gespräch mit Farschid Ali Zahedi
Voranmeldung: 04951-912056, Eintritt 8 Euro, Abendkasse
Die Anmeldungen von November 2020 behalten ihre Gültigkeit.

Freitag, 24.09.2021, 19 Uhr, Georgskirche, Weener
Film und Gespräch mit Farschid Ali Zahedi
Keine Voranmeldung, Eintritt: frei/Spende

Ausstellung vom 01.09.2021 bis 03.10.2021
Ehemalige Jüdische Schule Leer
Ubbo-Emmius-Straße 12, 26789 Leer
Öffnungszeiten: donnerstags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr

Film und Ausstellung sind Teil des Projektes „Jüdisches Leben im grenznahen Raum“, das im Rahmen des INTERREG V A-Programms Deutschland-Nederland mit EU-Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), des Niedersächsischen Ministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionalentwicklung sowie der Provinz Groningen organisiert wird.