In einem neuen niederländisch-deutschen Projekt wird nach der „verschwundenen Ems“ gesucht, einem Flussabschnitt, der einst durch das Rütenbrocker und Sustrumer Moor floss und bei Sellingen in die Ruiten Aa mündete. Das Institut für Archäologie der Universität Groningen (GIA) und das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD) starteten das Forschungsprojekt nun mit dem Ziel, die Geschichte und das Verschwinden dieses Teils der Ems zu ergründen.
„Wir wollen wissen, wie die früheren Bewohner*innen des Gebietes lebten und welchen Einfluss ein Fluss durch ein Moor auf ihre Lebensweise hatte. Wir wollen mehr über die Bedeutung des Flusses für die Bevölkerung erfahren“, sagt Dr. Jana Fries vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege.
Der verschwundene Ems-Arm wurde auf Luftaufnahmen aus den 1980er Jahren entdeckt. In den Jahren 2017 und 2018 wurden die Bodenschichten des ehemaligen Flusses untersucht. Die Resultate bilden die Basis für das neue Projekt. Mit weiteren Erdbohrungen, Pollenanalysen und anderen wissenschaftlichen Methoden soll die Geschichte des Emszweiges rekonstruiert werden.

Der Fluss erstreckte sich damals über die letzte Landverbindung zwischen Westerwolde und der höher liegenden Landschaft entlang der Ems, bevor diese unter dem Moor verschwand. „Wir wollen auch klären, warum die Bewohner dort kurz vor Christi Geburt wegzogen. Die Verlandung des Flusses und die schnelle Ausbreitung des Bourtanger Moores könnten ausschlaggebende gewesen sein. Ob das wirklich so war, sollen die Untersuchungen zeigen“, sagt die Projekt-Organisatorin. Teilweise ist die ursprüngliche moorige Füllung dieses Flusslaufs heute noch erhalten.

„Ein Kernanliegen des Projektes ist es die heutigen Bewohner*innen der Region, vor allem diejenigen aus der Landwirtschaft, einzubeziehen. Durch öffentliche Diskussionen, Vorträge, Geländearbeit mit Publikum und über soziale Medien wollen wir die Ziele und die Methoden unserer Arbeit veranschaulichen“, so Dr. Jana Fries. Das wecke auch das Interesse der Bevölkerung an der Geschichte ihrer Region.

Das Projekt läuft bis Ende 2021. Auf den Webseiten www.de-verdwenen-eems.nl bzw. www.die-verschwundene-Ems.de werden die Untersuchungsschritte, Termine und Resultate dargestellt.

Ermöglicht wird die Organisation des Projektes durch die Unterstützung aus dem INTERREG-Projekt „Net(z)werk+“ der Ems Dollart Region (EDR).
Das Projekt wird im Rahmen des INTERREG V A-Programms Deutschland-Nederland mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und von den Provinzen Drenthe, Fryslân und Groningen sowie vom Niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung kofinanziert.