Großer Corona-Ausbruch im nördlichen Emsland: Im Schlachthof der Tönnies-Tochterfirma „Weidemark“ in Sögel sind inzwischen 112 Angestellte mit dem Coronavirus infiziert. Um die Infektionskette zu durchbrechen, hat der Landkreis Emsland nun die vorübergehende Schließung des Betriebes angeordnet. „Weidemark“ will diese Entscheidung aber nicht akzeptieren.

Der Landkreis hatte verfügt, dass die Schlachtung am morgigen Freitag endet. Noch bis Sonntag darf zerlegt werden. Eine Schließung sei danach unumgänglich: „Diese Regelung ist wichtig, um zu vermeiden, dass es zu einer exponentiellen Verbreitung des Virus in der Belegschaft, aber auch außerhalb des Schlachthofes kommt“, heißt es in einer Mitteilung.
Die Schließung des Betriebs ist zunächst für die Dauer bis spätestens 3. November vorgesehen. Der Landkreis befindet sich nach eigenen Aussagen im Austausch mit dem Unternehmen und wird fortlaufend die angeordneten Maßnahmen überprüfen. Wegen der räumlichen Trennung zwischen der Produktion und anderen Bereichen des Unternehmens sind der Sicherheitsdienst und die Verwaltung von der Schließung ausgenommen.

In den vergangenen Tagen hatte das Unternehmen bereits unterschiedliche Maßnahmen umgesetzt, um die Infektionsketten zu durchbrechen. So wurde unter anderem die Abstände zwischen den Arbeitskräften im betroffenen Arbeitsbereich vergrößert. Die Mitarbeiterzahl wurde erheblich reduziert. Teile der Umkleideräume waren provisorisch erweitert worden. Zudem wurden Corona-Schnelltest durchgeführt. Deshalb will die Unternehmensführung die Schließung nicht akzeptieren und gerichtlich dagegen vorgehen. Eine einstweilige Verfügung soll beantragt werden. „Weidemark“ hält die Schließung für „nicht verhältnismäßig“.

Geschäftsführer Christopher Rengstorf sagt: „Wir haben zahlreiche Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor neuen Infektionen mit den Behörden des Emslandes abgestimmt und installiert.“ Damit solle nach seinen Angaben auch der Druck auf die landwirtschaftlichen Erzeugungsketten minimieren werden. „Daher müssen wir Verhältnismäßigkeit wahren und neben dem Infektionsschutz auch den Tierschutz auf den Höfen in der Region sicherstellen“, so Rengstorf. Wie der Geschäftsführer bestätigt, hatte der Schlachthof zuletzt statt 15.000 Schweinen „nur“ noch 8.000 Tiere täglich geschlachtet. Insgesamt hat „Weidemark“ in Sögel 1.800 Mitarbeiter.