Kein Happy End im Fußballmärchen des FC Emmen. Nach einer beispiellosen Aufholjagd hatte der FC den direkten Abstieg aus der niederländischen Eredivisie verhindert und sich auf den Relegationsplatz 16 gerettet. Doch gestern unterlag Emmen im Play-off-Duell gegen NAC Breda und steigt nach drei Jahren Erstliga-Zugehörigkeit doch ab.

Es waren dramatische Szenen, die sich am Donnerstagabend im Stadion „De Oude Meerdijk“ in Emmen vor 1.200 (getesteten) Zuschauern abspielten. Zweitligist NAC Breda hatte den besseren Start in das Play-off-Duell zur Eredivisie und führte bereits nach 15 Minuten durch einen Treffer von Lex Immers. NAC spielte die frühe Führung in die Karten. Aus einer sehr defensiven Grundordnung verlegten sich die Gäste aus Breda aufs Kontern. Emmen konnte sich vor der Pause hingegen keine klaren Chancen herausspielen. Nach dem Seitenwechsel bot sich dem Publikum ein anderes Bild. Die Gastgeber drängten mit dem Wiederanpfiff auf den Ausgleich. 72 Prozent Ballbesitzt und 32 (!) Schüsse in Richtung Breda-Gehäuse sprechen eine eindeutige Sprache. Doch lediglich der Ausgleich durch ein Eigentor von Hendriks gelang (80.) den Hausherren. Trotz deutlicher Überlegenheit erzielte Emmen auch in der Verlängerung keinen Treffer. Im anschließenden Elfmeterschießen verschossen die FC-Spieler Veendorp und Pena. NAC siegte mit 4:3. Nach dem Sieg von Breda entlud sich der Frust einiger Emmen-Fans. Sie versuchten das Feld zu stürmen und warfen Gegenstände auf die NAC-Spieler, die den Ärger zuvor mit mehreren Gesten Richtung Publikum unnötig provoziert hatten.

Emmens Torjäger Michael de Leeuw beschwichtigte die aufgebrachten Anhänger und trat danach mit Tränen in den Augen vor die Journalisten: „Elfmeterschießen ist wie eine Lotterie. Wir haben es einfach verpasst, das Spiel vorher zu entscheiden. Wir hatten sehr viele gute Chancen. Diese Mannschaft und dieser Verein hätten es verdient, weiter in der Eredivisie zu spielen. Es tut sehr weh.“ Für de Leeuw ist es ein trauriger Abschied. Er verlässt Emmen und wechselt zur kommenden Saison zum Nord-Rivalen FC Groningen.
„Wir waren nach unserer Aufholjagd auf einem so guten Weg. Und dann findet der Weg mit dieser unverdienten Niederlage ein abruptes Ende. Das ist eine riesige Enttäuschung“, sagte Trainer Dick Lukkien nach dem Spiel. Insbesondere Lukkien stand in den vergangenen Wochen im Fokus. Denn der FC Emmen hielt trotz sportlicher Misere an seinem Trainer fest – selbst als der Klub nach 22 Eredivisie-Spieltagen immer noch sieglos am Tabellenende stand (wir berichteten hier). Das Vertrauen zahlte sich aus. Aus den folgenden zwölf Partien holte Emmen 24 Punkte und schaffte den Sprung auf Platz 16. Der direkte Klassenerhalt wurde nur wegen des schlechteren Torverhältnisses verpasst.
So ging es für den FC in die Relegation, die in den Niederlanden anders abläuft als in Deutschland. Denn es handelt sich um Play-offs zur Eredivisie. Neben dem Tabellen-16. der Eredivisie gehen sechs Zweitligisten in diesen Entscheidungsspielen an den Start. Der Erstligist hat dabei den Vorteil, dass er erst im Halbfinale startet, während die anderen sechs Teilnehmer bereits vorher eine K.o.-Runde spielen müssen. NAC Breda hatte sich mit einem 4:1-Sieg über Volendam für das Play-off-Halbfinale gegen Emmen qualifiziert.

„Ich kann jetzt noch nicht über die nächste Saison nachdenken“, sagte Emmens Trainer Dick Lukkien im Interview mit dem TV-Sender RTV Drenthe kurz nach Spielschluss. Innerhalb des Vereins genießt der 49-Jährige aber weiterhin hohes Ansehen. Es gilt als wahrscheinlich, dass der gebürtige Winschoter Emmen auch in der 2. Liga (Eerste Divisie) trainiert, wenn er seine Bereitschaft signalisiert.
Lukkien hatte den FC Emmen 2018 überraschend zum ersten Aufstieg in die Eredivisie geführt. Erstmals spielte damit ein Klub aus der an der Grenze gelegenen Provinz Drenthe in der höchsten niederländischen Spielklasse. Auch Emmen profitierte damals übrigens von den Play-offs zur Eredivisie. Im Play-off-Finale wurde Sparta Rotterdam besiegt. Nach der regulären Zweitliga-Saison hatte der FC lediglich Platz sieben belegt.

Im Video: Die entscheidenden Elfmeter im dramatischen Play-off-Halbfinale:

Aufgebrachte Emmen-Fans nach dem Elfmeterschießen: