Die Sommerferien stehen vor der Tür. Ganz unbeschwert lässt es sich aber noch nicht reisen. Maßgebend sind die aktuellen Reisewarnungen. Auffällig: In Deutschland und den Niederlanden fallen diese Reisewarnungen sehr unterschiedlich aus. Fast kein europäisches Land wird von den beiden Nachbarländern gleich eingestuft…

Sowohl die Niederlande als auch Deutschland haben ein Einstufungssystem für die Reiseländer. Das System unterscheidet sich aber etwas: Das Außenministerium in den Niederlanden verwendet Farben als Reisewarnung* – und zwar grün, gelb, orange und rot.
Grün = Keine nennenswerten Sicherheitsrisiken
Gelb = Vorsicht, es bestehen Sicherheitsrisiken
Orange = Nur für notwendige Reisen besuchen
Rot = Nicht in dieses Land reisen

Das deutsche System funktioniert etwas anders. Das Robert-Koch-Institut klassifiziert Länder in folgende Kategorien:
– Kein Risikogebiet
– (Normales) Risikogebiet
– Hochinzidenzgebiet (Gebiete mit hohen Infektionsraten)
– Virusvariantengebiet (Gebiete, in denen neue Varianten des Coronavirus verbreitet sind)

In Bezug auf die Risikoklassifizierung kann die Kategorie „kein Risikogebiet“ mit dem Farbcode Grün in den Niederlanden verglichen werden. Normale Risikogebiete“ sind vergleichbar mit dem gelben niederländischen Farbcode. Hochinzidenzgebiete und Virusvariantengebiete entsprechen in etwa dem niederländischen Farbcode Orange.

Auch die Corona-Maßnahmen, die zu den Kategorien beider Systeme gehören, unterscheiden sich. So müssen z.B. Einwohner aus Deutschland, die aus einem normalen Risikogebiet zurückkehren, grundsätzlich zehn Tage in Quarantäne verbringen und sich testen lassen. Bürger*innen aus den Niederlanden, die aus einem Land mit Farbcode Orange zurückkehren, müssen nur bei der Einreise einen negativen Test vorlegen und zehn Tage in Quarantäne verbringen.

Große Unterschiede sichtbar
Wirklich große Unterschiede zwischen den niederländischen und deutschen Behörden werden jedoch bei der Einstufung der europäischen Länder deutlich. Aus deutscher Sicht ist fast ganz Europa wieder „grün eingefärbt“ – also kein Risikogebiet mehr. Lediglich die Türkei, Schweden, Luxemburg und Lettland sind (normale) Risikogebiete. Diese Einschätzung gilt aus deutscher Sicht auch für den größten Teil der Niederlande, Dänemark und Teile von Spanien, Portugal, Irland und Slowenien.

Aus der niederländischen Einschätzung ergibt sich ein ganz anderes Bild: Der größte Teil Europas ist immer noch „orange“ eingestuft. Einwohner*innen aus den Niederlanden könnten nur aus einem „triftigen Grund“ in diese Länder reisen. Auch Belgien und Frankreich sind aus niederländischer Sicht noch „orange“, während sie in Deutschland nicht mehr als Risikogebiete gelten. Für Bürger*innen aus den Niederlanden , die ins Ausland reisen wollen, geht der Blick daher derzeit in den Osten. Viele dortige Länder sind „gelb“ eingestuft – und mit Polen und Rumänien zwei sogar „grün“.

Einigkeit herrscht hingegen bei der Einschätzung für das Vereinigte Königreich: Aufgrund der dortigen Ausbreitung der „Delta-Variante“ des Coronavirus erhielt Großbritannien sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland die höchste Risiko-Kategorie**. Hier gibt es die Übersichten der niederländischen und deutschen Reisewarnungen mit Einstufungen der jeweiligen Länder.

Bereits im vergangenen Jahr hat NOORD360 die unterschiedlichen Risiko-Einstufungen verglichen. Der Vergleich zeigte, dass die Niederlande generell mehr Risikogebiete ausweisen, die deutsche Vorgehensweise aber strenger ist. Hier finden Sie den damaligen Artikel.

Die meisten europäischen Länder verlangen übrigens von niederländischen Reisenden einen negativen Test, da die Zahl der Infektionen in den Niederlanden im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch relativ hoch ist. Für Bürger*innen aus Deutschland gelten aufgrund der niedrigen Inzidenzzahlen weniger Einschränkungen.

Seit dem 20. Juni gelten die niederländischen Provinzen Groningen, Friesland und Zeeland in Deutschland nicht mehr als Corona-Risikogebiete. Aus Deutschland ist die Einreise und der Aufenthalt dort nahezu uneingeschränkt möglich. Auch für die Einwohner*innen der genannten Provinzen wird es einfacher nach Deutschland zu reisen. Sie müssen sich nicht mehr vor der Ausreise registrieren lassen und die Test- und Quarantänepflicht entfällt. Mit Drenthe ist aber weiterhin eine der drei nördlichen Provinzen der Niederlande Risikogebiet. Personen aus der Provinz Drenthe, die nach Deutschland reisen, müssen daher weiterhin der Registrierungs-, Test- und Quarantänepflicht nachkommen.

* Die Risikostufen in den Ländern werden von der niederländischen Regierung nicht nur auf Basis der Corona-Ausbreitung festgelegt. Auch andere Faktoren wie Kriege oder Unruhen spielen bei der Beurteilung eine Rolle. Da die meisten europäischen Länder jedoch außerhalb der Pandemie als „grün“ eingestuft werden, ist ein Vergleich mit dem deutschen System dennoch möglich.
** Der rote niederländische Farbcode wurde bisher nicht für Risiken durch das Coronavirus verwendet. Der höchste Corona-Farbcode ist orange. Auf der niederländischen Karte sind Teile der Ukraine und der Türkei deshalb rot eingefärbt, weil es dort zu politischen Unruhen in bestimmten Regionen kommt.