Seit Sonntag sind die Niederlande wieder Risikogebiet. Die Infektionszahlen waren dort zuletzt sprunghaft angestiegen. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil fordert deshalb, dass bei jeder Einreise aus dem Nachbarland ein negativer Corona-Test vorliegen muss. In der Provinz Groningen liegt die 7-Tage-Inzidenz derzeit bei 485. In der Stadt Groningen sogar noch höher.

„Wir sind der Auffassung, dass Tests, so wie wir sie aus unserem normalen Alltag kennen, bei jeder Einreise verlangt werden sollten. Und dass an der Grenze zumindest Stichproben vorgesehen werden“, sagte Weil im Gespräch mit dem „Weser-Kurier“.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Provinz Groningen eine der ersten niederländischen Provinzen war, die von Deutschland nicht mehr als „Risikogebiet“ eingestuft wurde. Am 20. Juni wurden aus deutscher Sicht für Groningen alle Beschränkungen aufgehoben – inklusive Test- und Quarantänepflicht. Nur etwa vier Wochen später sieht die Situation ganz anders aus. Die Provinz Groningen – und vor allem die Stadt Groningen – sind besonders von den steigenden Infektionszahlen in den Niederlanden betroffen.Im Zeitraum vom 13. Juli bis 20. Juli wurden in der Provinz Groningen 2.842 neue Corona-Infektionen verzeichnet. Die 7-Tage-Inzidenz liegt damit bei 485,1. Immerhin: Die Zahlen sind gesunken. Denn in der Woche zuvor (6. bis 13. Juli) war die Situation sogar noch angespannter. Die Provinz Groningen verzeichnete 3.354 neue Infektionen kam so auf eine 7-Tage-Inzidenz von 572,5.

Landesweit stieg die Zahl der Neuinfektionen in den Niederlanden hingegen weiter – und zwar von 52.370 (6. bis 13. Juli) auf 69.387 (13. bis 20. Juli), wie die Gesundheitsbehörde RIVM bestätigt. Damit stieg die landesweite 7-Tage-Inzidenz auf 398,6. Zum Vergleich: Deutschland liegt aktuell bei 11,4.

Aufgrund der hohen Infektionszahlen hat das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) die Niederlande erneut zum Corona-Risikogebiet erklärt. Seit vergangenem Sonntag gelten daher wieder Einreisebeschränkungen für alle Menschen, die aus den Niederlanden nach Deutschland reisen (hier alle Infos dazu). Das RKI empfiehlt, keine touristischen Reisen in die Niederlande zu unternehmen.

Auch die niedersächsische Landesregierung blickt besorgt in das Nachbarland. Ministerpräsident Stephan Weil nimmt an, dass die Situation in den Niederlanden auch Auswirkungen auf das deutsche Grenzgebiet hat. Denn zum Beispiel weise der Landkreis Grafschaft Bentheim inzwischen wieder eine auffällig hohe Inzidenzzahl auf (29,2). Es ist sogar der höchste Wert in Niedersachsen. „Wenn man auf die geografische Lage schaut, liegt der Schluss nahe, dass die Nachbarschaft zu den Niederlanden dabei eine größere Rolle spielt“, sagt Weil.

Deshalb plädiert der SPD-Politiker für vorliegende negative Corona-Tests bei der Einreise – und für eine stichprobenartige Kontrolle an den Grenzübergängen. Damit schließt sich Weil auch den Forderungen von SPD-Kollegin Manuela Schwesig an. Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern hatte eine ähnliche Vorgehensweise bei der Einreise aus den deutschen Nachbarländern schon kürzlich gefordert. Doch die Bundesländer können darüber nicht eigenständig entscheiden. Der Bund solle deshalb seine Verordnung entsprechend ändern oder die Länder selbst entscheiden lassen, so Schwesig. Stephan Weil betonte, dass die Bundesregierung nun schnell die angekündigte Änderung der Einreiseverordnung umsetzen müsse.

Ob es dann auch weiterhin Ausnahmen für den sogenannten „kleinen Grenzverkehr“ und notwendige Reise (zum Beispiel aus beruflichen oder familiären Gründen) geben kann und wird, ist derzeit noch unklar.